Santiago. Die Mapuche-Aktivistin Julia Chuñil ist seit dem 8. November 2024 verschwunden. Die 72-jährige ist eine angesehene Umweltaktivistin und Präsidentin einer Mapuche-Gemeinschaft in Putreguel im Süden Chiles.
In Begleitung ihres Hundes verließ sie an dem Tag das Haus, um nach ihren Rindern in einer etwa zwei Kilometer entfernt gelegenen Koppel zu sehen. Seither fehlt von beiden jede Spur. Alle bisherigen Suchaktionen waren erfolglos. Die Angehörigen schließen Fremdverschulden nicht aus.
Chile arbeitet derzeit noch an einem nationalen Protokoll zur Umsetzung des Escazú-Abkommens, das den Schutz der Umwelt und die Rechte von Umweltaktivisten regelt. Dennoch wendet die Staatsanwaltschaft es im vorliegenden Fall bereits an, um die Suche zu verstärken.
Chuñil verteidigt ein 900 Hektar großes Gebiet, das von der Mapuche-Gemeinschaft als angestammter Lebensraum beansprucht wird.
Am 8. Januar fand in Santiago eine Kundgebung statt, auf der sich Chuñils Sohn Pablo San Martin für die nationale und internationale Unterstützung bedankte. Über 100 Persönlichkeiten und Organisationen haben sich solidarisch zu dem Fall geäußert. Er forderte die Regierung auf, alle Maßnahmen zu ergreifen, um seine Mutter zu finden, die Umstände ihres Verschwindens aufzuklären und eventuell Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen.
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Die Senatorin und Menschenrechtsaktivistin Fabiola Campillai und der regionale Vertreter des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Jan Jarab, empfingen die Familie und Vertreter verschiedener sozialer Organisationen.
Oberstaatsanwalt Ángel Valencia erklärte am 13. Januar vor der Presse, dass ein Protokoll, das Teil des Escazú-Abkommens zum Schutz von Aktivisten ist, zwar noch nicht in Kraft ist, aber im Fall von Julia Chuñil in vollem Umfang zur Anwendung komme: "Wir haben uns strengste Maßstäbe für die Suche gesetzt". So sei ein Polizeiflugzeug mit Infrarot- und Nachtsichtkameras eingesetzt und die Suche. an der verschiedene Institutionen beteiligt sind, unter ein einheitliches Kommando gestellt worden.
Die chilenische Nichtregierungsorganisation Escazú Ahora hat zusammen mit der Familie eine Anzeige gegen Unbekannt wegen des Verschwindens von Chuñil eingereicht. Der Verdacht begründet sich auf den Umstand, dass Reifenabdrücke an der Stelle gefunden wurden, wo sich ihre Fußspuren verlieren. Der Weg ist kaum befahren, eine Entführung sei daher nicht ausgeschlossen, so Sebastián Benfeld, Leiter der NGO in einem Tik Tok-Beitrag.
Seit Jahren seien Chuñil und ihre Familie Zielscheibe von Schikanen und Bedrohungen eines Großgrundbesitzers, der das Grundstück verkaufen möchte und deshalb die Mapuche-Familie loswerden wolle.