Guatemala-Stadt. Aus einem Bericht des guatemaltekischen Sekretariats für Ernährungssicherheit und -hygiene (Sesán) geht hervor, dass im vergangenen Jahr 83 Kinder unter fünf Jahren an den Folgen akuter Unterernährung gestorben sind.
Gleichzeitig registrierte das Nationale Informationssystem für Ernährungssicherheit (Siinsán) landesweit 28.701 Fälle von akuter Unterernährung bei Kindern in dieser Altersgruppe. Besonders betroffen waren die Departements Alta Verapaz, Escuintla, San Marcos und Guatemala Sur, die gemeinsam 35 Prozent der gemeldeten Fälle ausmachten.
Die alarmierenden Zahlen hat Sesán im Jahresbericht für 2024 veröffentlicht. Der Bericht zeigt, dass Mitte August die ermittelte Obergrenze der Fallanzahl überschritten wurde, was die Behörde als "sehr besorgniserregend" einstuft. Trotz der hohen Zahlen stellt Sesán fest, dass in den letzten Wochen des Jahres eine Stabilisierung bei der Meldung neuer Fälle beobachtet wurde.
Bis Oktober 2024 stieg die Mortalitätsrate im Vergleich zum Vorjahr um 8,7 Prozent. Insgesamt wurden bis Anfang Dezember landesweit 328 Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren registriert, die mit Unterernährung in Verbindung gebracht wurden.
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Präsident Bernardo Arévalo startete 2024 die Initiative "Mano a Mano" mit dem Ziel, Armut und Unterernährung in den nächsten vier Jahren zu reduzieren. Das Programm, mit einem Budget von 14 Milliarden Quetzales (circa zwei Milliarden US-Dollar), soll die soziale Sicherheit von Familien in 114 Gemeinden verbessern.
Die Herausforderungen bleiben jedoch groß. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Statistik leben 56 Prozent der Bevölkerung in Armut, 16,2 Prozent davon in extremer Armut. Besonders betroffen sind Alta Verapaz und Quiché, wo die Armutsraten über 90 Prozent liegen. Insgesamt 24 Gemeinden mit extremer Armut sollen prioritär behandelt werden.
Expert:innen betonen, dass strukturelle Probleme wie ungleiche Landverteilung, fehlender Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung weiterhin ungelöst seien. Die hohe Zahl von Unterernährungsfällen verdeutliche die Notwendigkeit eines langfristigen Ansatzes, um die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern.
Die Regierung stehe vor der Herausforderung, ihre Programme effektiv umzusetzen und Transparenz sicherzustellen. Gleichzeitig sei die Internationale Gemeinschaft gefragt, das Land bei seinen Bemühungen zu unterstützen, um den Teufelskreis aus Armut und Unterernährung zu durchbrechen.