Krise in Bolivien: Morales fordert Rechenschaft von Präsident Arce

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Evo Morales (Bildmitte, stehend) während seiner Rede bei den Sechs Föderationen
Evo Morales (Bildmitte, stehend) während seiner Rede bei den Sechs Föderationen

Lauca Ñ/Chimoré. In den Weihnachtstagen hat sich das "Koordinationskomitee der Sechs Föderationen der Tropen von Cochabamba" unter der Leitung von Evo Morales getroffen. Die einflussreiche Organisation der Kokabauern bekräftigte dabei ihre volle Unterstützung für Morales bei den Präsidentschaftswahlen 2025, trotz der laufenden Anklage gegen ihn wegen mutmaßlichen Menschenhandels und sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen.

Auf seiner Reise durch die Region wurde Morales von einem Schutzkomitee befreundeter Organisationen auf Motorrädern begleitet, um eine mögliche Festnahme zu verhindern. Vertreter:innen der anwesenden Organisationen kündigten an, dass sie die Sicherheit des Ex-Präsidenten "notfalls mit ihrem Leben verteidigen" würden, sollte die Regierung versuchen, ihn zu verhaften.

Mitte Dezember legte die Staatsanwaltschaft von Tarija einen Haftbefehl gegen Morales vor, dessen Anhörung im Zusammenhang mit dem Vorwurf einer sexuellen Beziehung zu einer Minderjährigen im Jahr 2016 für Januar angesetzt ist. Morales schließt aus, vor der Staatsanwaltschaft von Tarija auszusagen, die angekündigt hat, ihn notfalls in Abwesenheit zu verurteilen.

Die Sechs Föderationen der Tropen von Cochabamba, wo Morales seine politische Karriere als Gewerkschaftsführer begann, sind seine wichtigste Unterstützungsbasis. Im November 2023 wurde er zusammen mit dem Senatspräsidenten Andrónico Rodríguez an die Spitze der Organisation gewählt, die damit der Regierung seines ehemaligen Wirtschaftsministers und Parteigenossen Luis Arce die Unterstützung entzog. Morales gehört wie der heutige Präsident Arce der Partei "Bewegung zum Sozialismus" (MAS) an. Die einstigen Verbündeten sind aber seit einiger Zeit politisch verfeindet. 

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Bei der Veranstaltung der Sechs Föderationen am Heiligabend in Lauca Ñ dankte Morales seinen Unterstützer:innen und betonte: "Ich werde nie vergessen, was wir erleben. Es wird nicht umsonst gewesen sein. Ich hoffe, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir die Befreiung fortsetzen können."

In seiner Rede griff Morales die Regierung Arce wegen aktueller politische und wirtschaftlicher Krisenerscheinungen scharf an. "Arce wird sich früher oder später nicht nur vor Bolivien, sondern auch vor der Geschichte verantworten müssen“, sagte er. Morales warf Arce vor, keine Lösungen für die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu finden und erinnerte an die neoliberale Ära: "Wir können nicht glauben, dass sich diese Probleme mit Lucho wiederholen können. Das ist unbegreiflich."

Auf die Kritik von Morales entgegnete Arce, dieser betreibe politische Schikane gegen seine Regierung. In einem Interview am 22. Dezember beschuldigte Arce Morales, zusammen mit Oppositionsführern wie Carlos Mesa und Luis Fernando Camacho eine "neue Rechte" zu bilden. Gegen die Darstellung einer Krise betont die Regierung positive Wirtschaftsdaten, wie eine der niedrigsten Inflationsraten in der Region. Die Bevölkerung ist allerdings mit steigenden Lebenshaltungskosten und wirtschaftlicher Unsicherheit konfrontiert.

Am Samstag nutzte Morales in Chimoré bei einem Treffen des Koordinationskomitees der Sechs Föderationen die Gelegenheit, Gerüchte über eine mögliche Präsidentschaftskandidatur von Rodríguez zu dementieren. Er betonte, dass er weiterhin die politische Führung der MAS übernehmen wolle. Rodríguez zeigte sich solidarisch mit Morales und erklärte, dass er selbst nur kandidieren werde, wenn die Partei dies beschließe.