Archidona/Salinas. In Ecuador stoßen Pläne zum Bau von Mega-Gefängnissen auf den Widerstand der lokalen Bevölkerung.
In den vergangenen Wochen war dies im Amazonasort Archidona in der Provinz Napo der Fall, wo auf Anordnung von Ecuadors Präsident Daniel Noboa ein Hochsicherheitsgefängnis errichtet werden sollte.
Der Bau neuer Gefängnisse ist Teil des so genannten "Plan Phönix", von dem sich die Regierung eine Reduzierung der zuletzt stark gestiegenen Kriminalität verspricht. Die Kosten hierfür werden auf 51,9 Millionen US-Dollar geschätzt.
Der Vorsitzende des Indigenenverbands Confeniae, José Esach, kritisierte die Ausgaben für neue Gefängnisse, während es gleichzeitig keine Gelder für Bildung, Gesundheit und andere notwendige Investitionen gebe.
Die Proteste hatten zur zeitweisen Besetzung des Gouverneursbüros geführt. Das Projekt wurden schließlich zurückgezogen.
Nun stoßen auch die Pläne, das Gefängnis stattdessen im Badeort Salinas in der Küstenprovinz Santa Elena zu errichten, auf lokalen Widerstand. Bürger, Stadtverordnete von Salinas und Parlamentsabgeordnete aus der Provinz wandten sich gegen die Pläne.
Seit Juni wird bereits ein "Mega-Gefängnis" in der Provinz Santa Elena zwischen den Gemeinden Juntas del Pacífico und Bajada de Chanduy gebaut. Auch das Bürgerkomitee von Salinas (Junta Cívica) hat sich gegen das Gefängnis ausgesprochen. In der dicht besiedelten Gemeinde gebe es keinen geeigneten Standort.
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Die Lage in den Gefängnissen war kürzlich erneut eskaliert. Bei einer Schießerei unter Inhaftierten im größtem Gefängnis Penitenciaría del Litoral in Guayaquil wurden mindestens ein Mensch getötet und sieben weitere verletzt. Am Tag zuvor waren im selben Zellenblock drei Handgranaten gezündet und 13 Personen verletzt worden.
Ecuador hatte 2023 die höchste Mordrate in Lateinamerika. Die Gewalt in den Gefängnissen korreliert mit dem Rest des Landes.
Im Herbst 2023 wurde Daniel Noboa Präsident und regiert seitdem mit harter Hand. Er erhöhte die Präsenz der Sicherheitskräfte auf den Straßen massiv und stellte die Gefängnisse unter die Kontrolle des Militärs (amerika21 berichtete).
Laut Amnesty International hat sich die Menschenrechtslage seitdem verschlechtert. Insbesondere hätten außergerichtlichen Hinrichtungen und Folter zugenommen, vor allem in den Gefängnissen. Zudem fehle es den Häftlingen häufig an der Grundversorgung mit Wasser, Nahrung und Medikamenten.
Kritiker bemängeln, die Regierung konzentriere sich mit dem "Plan Phönix "nur auf die "Militarisierung des Konflikts".
Als Ursachen für die Gewalt nennen Experten den zunehmenden Drogenhandel und die Wirtschaftskrise, die zu einem Mangel an Arbeitsplätzen und Chancen geführt hat, vor allem für junge Menschen, die in der Kriminalität eine Möglichkeit sehen, ein Einkommen zu erzielen.