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Peru: Mord an Ex-Beraterin enthüllt mutmaßlichen Prostitutionsring im Kongress

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"Wurde sie zum Schweigen gebracht?" Andrea Vidal Gómez wurde Opfer eines brutalen Angriffs
"Wurde sie zum Schweigen gebracht?" Andrea Vidal Gómez wurde Opfer eines brutalen Angriffs

Lima. Der Mord an Andrea Jazmín Vidal Gómez, einer ehemaligen Beraterin des peruanischen Kongresses, hat ein mutmaßliches Prostitutionsnetzwerk innerhalb des Parlaments aufgedeckt. Sie arbeitete bis September 2024 im Rechts- und Verfassungsamt des Kongresses unter der Leitung von Jorge Torres Saravia. Er soll Drahtzieher des Mordes sein

Am 9. Dezember wurde die 28-jährige im Bezirk La Victoria von Unbekannten angegriffen und erlag am vergangenen Dienstag ihren Verletzungen. Polizeiangaben zufolge konnten die Täter bislang nicht gefasst werden.

Torres soll Vidal Gómez laut Medienberichten angeworben haben, um Frauen zu rekrutieren, die als Beraterinnen und Sekretärinnen getarnt sexuelle Gefälligkeiten für Parlamentarier und Mitarbeiter erbringen mussten. Nach Angaben von Juan Burgos, dem Präsidenten der Parlamentsaufsicht, diente der mutmaßliche Prostitutionsring möglicherweise dem Stimmenkauf.

Im September wurde Vidal Gómez nach Auseinandersetzungen von Torres entlassen. Laut dem Medium Beto A Saber wollte Torres sie wegen ihres Wissens zum Schweigen bringen.

Eine geschützte Zeugin, die um ihr Leben fürchtet, stützt diese Vorwürfe. "Ich mache ihn [Torres] für das verantwortlich, was mit mir geschehen könnte", sagte sie. Außerdem beschuldigte sie den ehemaligen Parlamentspräsident Alejandro Soto, von dem Netzwerk profitiert zu haben. Soto steht bereits wegen weiterer Vergehen wie Korruption und Vetternwirtschaft in der Kritik.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wurde Torres am 13. Dezember entlassen. Der Eintrag auf der amtlichen Webseite, der seine Ernennung dokumentierte, wurde entfernt.

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Die Kongressabgeordnete Patricia Chirinos forderte Ermittlungen durch die Generalstaatsanwaltschaft. Parlamentspräsident Eduardo Salhuana versprach eine vollständige Aufklärung.

Torres bestreitet indes jegliche Verantwortung und erklärte, er sei nicht direkt für Personalentscheidungen zuständig .

Sowohl Torres als auch Soto gehören der rechten Partei Alianza para el Progreso (APP) an, einer der einflussreichsten Fraktionen im Parlament. Sie ist mit Korruptions- und Geldwäschevorwürfen konfrontiert.

Die frühere Kongresspräsidentin Mirtha Vásquez bezeichnete die Enthüllungen als "äußerst ernst". Die mangelnde Handlungsbereitschaft gegenüber Korruption und mafiösen Strukturen habe das Parlament in einen unkontrollierten Raum verwandelt.

Das Ansehen des Kongresses ist durch diesen Skandal erneut auf einem Tiefpunkt. Während sich Präsidentin Dina Boluarte 2024 mit einer Zustimmungsrate von drei Prozent verabschieden wird, sind laut einer Umfrage nur sechs Prozent der Bevölkerung mit der Arbeit des Parlaments zufrieden.