Bogotá. Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro hat sich entschieden gegen den möglichen Verkauf des staatlichen venezolanischen Agrochemieunternehmens Monómeros ausgesprochen.
In einem Schreiben an seinen Amtskollegen Nicolás Maduro erklärte er, er lehne die Pläne von Industrieminister Alex Saab ab, das Unternehmen zu privatisieren, das eine Schlüsselrolle im kolumbianischen Agrarsektor spielt. Es liefert Düngemittel und andere Agrochemikalien für die Kaffee-, Kartoffel- und Palmölproduktion.
"Die Privatisierung und der Verkauf von Monómeros werden zu höheren Preisen für landwirtschaftliche Primärprodukte in unseren Ländern führen", heißt es in dem Brief. "Darüber hinaus werden unsere Landwirte gezwungen sein, sich von ausländischen Produkten und den Preisen für landwirtschaftliche Betriebsmittel auf dem internationalen Markt abhängig zu machen."
Es bestehe kein Zweifel, "dass diese Entscheidung Millionen von Menschen, die die Grundlage der Ernährungssouveränität in unserer Region bilden, zu Armut und Hunger verurteilen könnte", so der kolumbianische Präsident weiter.
Petro will den Betrieb von Monómeros, einer Tochtergesellschaft des staatlichen venezolanischen Petrochemieunternehmens Pequiven, sicherstellen, da die Firma eine entscheidende Rolle dabei spielt, die Preise für die Agrarproduzenten des Landes niedrig und stabil zu halten.
Der kürzlich ernannte venezolanische Industrieminister Saab soll Berichten zufolge die Privatisierung vorgeschlagen haben. Der frühere Geschäftsmann wurde international bekannt, nachdem er im Juni 2020 auf dem Weg in den Iran, wo er inmitten der US-Sanktionen über Lebensmittel- und Treibstoffimporte verhandeln wollte, auf Ersuchen der USA während eines Tankstopps auf den Kapverden verhaftet wurde. Damals war er Gesandter der Regierung Maduro.
Venezuela verhandelte Ende 2023 erfolgreich über seine Freilassung. Nachdem sein Vorgänger wegen Korruptionsvorwürfen aus dem Industrieministerium entlassen wurde, wurde Saab im Oktober in das Kabinett berufen.
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Monómeros wurde 1967 als Joint Venture zwischen Venezuela und Kolumbien gegründet. Die Regierung von Hugo Chávez kaufte 2006 die Anteile von Ecopetrol und dem niederländischen Unternehmen Koninklijke DSM auf und wurde alleiniger Eigentümer des Unternehmens, das vollständig in den Besitz von Pequiven überging.
Die Zeitung El Colombiano schreibt, dass die Bemühungen, Monómeros jetzt zu verkaufen, von der Besorgnis in Caracas über die Wahl von Donald Trump angetrieben würden. Das Unternehmen arbeitet derzeit mit vom US-Finanzministerium ausgestellten Sanktionsbefreiungen. Diese könnten aufgehoben werden, sollte Trump Venezuela mit dem vollen Umfang der Sanktionen belegen, wie er es in seiner ersten Amtszeit getan hat.
Laut dem Artikel besteht für Monómeros ein hohes Risiko, nach einem gemeldeten Geldtransfer an seine Muttergesellschaft Pequiven über einen Vermittler in Hongkong ‒ eine vom US-Finanzministerium verbotenen Transaktion ‒ erneut sanktioniert zu werden.
Monómeros gilt nach Citgo als zweitwichtigster ausländischer Vermögenswert Venezuelas. Das Unternehmen wurde 2019 von der Regierung von Iván Duque beschlagnahmt. Dieser übergab die Kontrolle an die selbsternannte "Übergangsregierung" von Juan Guaidó.
Das Unternehmen litt stark unter der Führung der von den USA unterstützten Hardliner-Opposition. Während aufeinanderfolgende, von Guaidó ernannte Vorstände Monómeros leiteten, wurde es von Skandalen und Korruptionsvorwürfen erschüttert. Dies beeinträchtigte seine Produktivität stark und bereitete den landwirtschaftlichen Erzeugern in Kolumbien ernsthafte Probleme.
Schließlich übernahm die kolumbianischen Unternehmensaufsicht die Kontrolle und Petro gab Monómeros nach seinem Amtsantritt an Pequiven (amerika21 berichtete).