Guatemala-Stadt/Peking/Taipeh. Nach dem Besuch einer offiziellen Delegation aus Taiwan in Guatemala hat die Volksrepublik China das mittelamerikanische Land zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Taiwan aufgefordert.
Der Sprecher des Außenministeriums, Lin Jian, betonte: "Es gibt nur ein China auf der Welt und Taiwan ist ein untrennbarer Teil seines Territoriums. Die Regierung der Volksrepublik China ist der alleinige legitime Vertreter von ganz China."
Er erinnerte auch daran, dass vor 53 Jahren die Resolution 2758 der Generalversammlung der Vereinten Nationen Pekings legitimen Platz in den Vereinten Nationen wiederhergestellt habe, und stellte fest, dass 183 Länder diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik aufgenommen hätten.
Der Vertreter der Volksrepublik erklärte, Guatemalas Präsident Bernardo Arévalo sei mit dem Versprechen der Bekämpfung der Korruption und dem Ausbau wirtschaftlicher Beziehungen mit China angetreten. Tatsächlich hatte Arévalo bereits Anfang Februar Außenminister Carlos Martínez beauftragt, die Aufnahme von Handelsbeziehungen mit China zu prüfen. Von Seiten Guatemalas wurde aber ausgeschlossen, die Beziehungen zu Taiwan abzubrechen, weshalb Peking den Vorschlag recht schroff zurückwies und auf die "Ein-China-Poltik" verwies.
Die Delegation aus Taiwan, an der unter anderem Außenminister Lin Chia-Lung, Taiwans Botschafter in Guatemala, Vivia Chang und der Verantwortliche Taiwans für Beziehungen zu Lateinamerika, Cheng Li-Cheng, teilnahmen, hatte Guatemala Ende Oktober besucht. Sie wurden unter anderem von Präsident Arévalo und Außenminister Martínez empfangen. Bei dem Besuch ging es laut Presseinformationen um den Ausbau wirtschaftlicher Beziehungen und Infrastrukturprogramme in Guatemala. Konkret wurde der Ausbau der Schnellstraße CA-09 Norte sowie Hilfe beim Bau eines Krankenhauses für Krebspatienten und die Unterstützung bei der Mutter-Kind-Gesundheit besprochen.
Der Besuch hatte aus Anlass der 90-jährigem bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern stattgefunden. Chia-Lung besuchte vom 23. Oktober bis zum 2. November außerdem Belize und die drei Inselstaaten St. Vincent und die Grenadinen, St. Lucia, St. Kitts und Nevis.
Taiwan wird international neben Guatemala nur noch von elf Staaten anerkannt, in Lateinamerika und der Karibik neben den oben genannten Ländern noch von Paraguay und Haiti.
Mit Nicaragua, Honduras und El Salvador haben in den vergangenen Jahren drei mittelamerikanische Staaten die Beziehungen zu Taiwan abgebrochen und sich diplomatisch und ökonomisch der Volksrepublik zugewandt.
In den vergangenen Monaten versucht Taiwan zunehmend, mit Unterstützung der USA und anderer verbündeter Länder, sich international und bei der UNO diplomatische Anerkennung zu verschaffen. Auf Initiative deutscher Politiker forderte das Europaparlament kürzlich in einer Resolution, Taiwan müsse in UN-Sonderorganisationen wie die WHO aufgenommen werden. Taiwan sei ein "Schlüsselpartner" der EU, mit dem man in Zukunft enger kooperieren müsse, heißt es darin.