Quito. Ecuador erlebt heute dunkle Stunden inmitten von Stromausfällen, wirtschaftlichen Problemen und einer Sicherheitskrise. Dies prangerten Bürgerinnen und Bürger an, die am Donnerstag auf die Straße gingen, um die Absetzung von Präsident Daniel Noboa zu fordern.
Die Stromausfälle, die vom 1. November bis zum 4. November von 14 auf acht Stunden pro Tag verkürzt werden sollten, lassen den Rückhalt des Präsidenten in der Bevölkerung weiter sinken, so eine aktuelle Umfrage von Perfiles de Opinión.
Die Studie zeigt, dass Noboa eine Missbilligung von 55,83 Prozent hat, der schlechteste Wert seit seinem Amtsantritt im November 2023. Der Präsident, der sich 2025 zur Wiederwahl stellt und in zwei im August veröffentlichten Umfragen noch in Führung lag, räumte am vergangenen Sonntag ein, dass seine Popularität aufgrund der Stromausfälle gesunken sei.
Die Präsidentin des ecuadorianischen Wirtschaftskomitees, María Paz Jervis, erklärte am Donnerstag gegenüber dem Sender Teleamazonas, dass die derzeitigen Stromausfälle landesweit zu einem Umsatzrückgang von 20 Prozent geführt hätten. "Das ist eine Menge Geld" und entspreche einem Verlust von vier Milliarden US-Dollar, sagte die Wirtschaftsvertreterin.
Angesichts der weit verbreiteten Stromausfälle entscheiden sich kleine Unternehmen für den Einsatz von Dieselgeneratoren. Das bringt zusätzliche Kosten für den Kauf von Treibstoff mit sich, während die Großindustrie stundenlang lahm gelegt ist und viele fürchten, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
Angesichts dieser Situation marschierten am Donnerstag Studenten, Arbeiter, Rentner, Arbeitslose und weitere Bürger von der Zentraluniversität zum historischen Zentrum von Quito, wo sich dier Regierungssitz befindet, um den Rücktritt des Präsidenten zu fordern.
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Die Demonstranten verbrannten Pappen mit einem lebensgroßen Bild von Noboa, ähnlich denen, die der Präsident selbst in seiner Wahlkampagne 2023 verwendet hatte. Zu den am häufigsten zu hörenden Parolen gehörte "Noboa raus, Noboa raus". Die Menschen werfen ihm vor, trotz Warnungen vor einer extremen Dürre im Land nicht rechtzeitig gehandelt zu haben, um Stromausfälle zu verhindern.
Die ehemalige Energieministerin Andrea Arrobo, die im April letzten Jahres entlassen und wegen angeblicher Sabotage inmitten eines Stromnotstands angeklagt worden war, erklärte am Vortag vor der Aufsichtskommission des Parlaments, dass sie Beamte des Präsidenten vor dem Ernst der Lage in diesem Sektor gewarnt habe.
Auf den Transparenten, die durch die Straßen der Hauptstadt getragen wurden, wurden der Neoliberalismus und die wirtschaftliche Rezession kritisiert. Es gab auch Parolen gegen den Internationalen Währungsfonds, der einen Kreditvertrag mit der Regierung abgeschlossen hat. Dieser wird wegen seiner Bedingungen von Vielen in Frage gestellt.
Die Demonstranten kritisierten auch die unsichere Lage im Land. Denn obwohl die Behörden einen Rückgang der Morde um 17 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr vermelden, gibt es weiterhin verschiedene Verbrechen wie Entführungen und Erpressungen.
Während Noboa beteuert, dass die Stromausfälle dank der Bemühungen seines Teams, alternative Energiequellen zu finden, im Dezember enden werden, forderten Ecuadorianer wie die Lehrerin Ximena Jurado, die am Donnerstag auf die Straße ging, die Regierung auf, "nicht länger zu lügen". Zugleich riefen sie die Menschen auf, nicht mehr für die Neoliberalen zu stimmen.