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Attentate und Massaker in Kolumbien: Illegale Gruppen kämpfen um Einfluss

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Kriminalpolizei von Bogotá bei ihrer Arbeit nach dem ersten Attentat vom 10. September in Bogotá
Kriminalpolizei von Bogotá bei ihrer Arbeit nach dem ersten Attentat vom 10. September in Bogotá

Bogotá/Buenaventura. Bei zwei Attentaten in der Hauptstadt Bogotá sind zwei Personen getötet worden. Kurz zuvor sind bei einem Massaker in der Gemeinde López de Micay im Departamento Cauca zwölf Personen ums Leben gekommen. Nach bisherigen Erkenntnissen sind Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit kriminellen Tätigkeiten und Machtfragen der Grund für die Gewalttaten.

Die beiden Attentate in der Hauptstadt ereigneten sich im Stadtteil Kennedy im südwestlichen Teil von Bogotá. Der erste Anschlag mit einer Granate fand im Sektor María Paz statt, insgesamt wurden zehn Personen verletzt. Eine ältere, schwerverletzte Frau verstarb nach einem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus. María Paz wurde nach dem Anschlag militarisiert. So soll rund um die Uhr die Sicherheit erhöht werden, um weitere Attentate zu verhindern.

Laut dem Bürgermeister von Bogotá, Carlos Fernando Galán, ist der Anschlag als Vergeltung für die in der Zone erfolgten 90 Festnahmen von Mitgliedern krimineller Organisationen zu verstehen. Diese sind vor allem im Drogenhandel und Lösegelderpressungen aktiv. Dank der Polizei konnte die Anzahl der Erpressungsfälle signifikant verringert werden, so Galán. Er wiederholte auch seinen Vorschlag, die staatliche Präsenz zu erhöhen und härter gegen die kriminellen Organisationen vorzugehen. Die in María Paz tätige kriminelle Bande Tren de Aragua ist in vielen Ländern aktiv und hat ihren Ursprung in Venezuela. Zudem gibt es auch lokale illegale Organisationen wie die Satanás und die Caucanos.

In der Nähe von Corobastos, dem großen Verteilzentrum von Nahrungsmitteln der Hauptstadt, kam beim zweiten Attentat eine Person ums Leben. Laut der Polizei handelt es sich um die Person, die einen Sprengkörper im Koffer transportierte. Durch die Explosion wurden mehrere Häuser beschädigt. Bisher sind solche Attentate in der Hauptstadt selten.

Nur zwei Tage vor den Anschlägen in Bogotá fand in López de Micay ein Massaker statt: fünf Frauen und sieben Männer wurden dabei getötet, so die Nichtregierungsorganisation Indepaz. Die ermordeten Personen wurden im Sektor La Sagrada Familia gefunden, in der Nähe des Flusses Naya. Nach heutigen Erkenntnissen seien sie nicht in der Region wohnhaft gewesen.

Nachdem verschiedene Stellen davon ausgingen, dass das Massaker aufgrund von Auseinandersetzungen zwischen der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) und der Farc-Dissidentengruppe Jaime Mártinez verübt wurde, hat die ELN dies dementiert. Die getöteten Personen seien alles Angehörige der Frente Jaime Mártinez von Iván Mordisco. Auch die Gouverneurin des Department Valle de Cauca, Dilan Francisca Toro, bestätigte, dass das Massaker im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen innerhalb der Frente Jaime Mártinez verübt wurde.

Im Gebiet der Gemeine López de Micay gibt es Auseinandersetzungen zwischen mehreren bewaffneten illegalen Gruppierungen, welche um die Kontrolle von Gebieten und deren Bevölkerung kämpfen. Es geht dabei unter anderem um die Beherrschung der kompletten Kette des Drogenhandels, um illegalen Bergbau und Waffenhandel.