Peru / Politik

Nach seinem Tod spaltet der Ex-Präsident von Peru das Land weiter

Die polarisierende Wirkung Fujimoris zeigt sich in den Meinungsäußerungen politischer Persönlichkeiten und auf den Titelseiten der Zeitungen des Landes

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Selbstdarstellung: Das Titelbild des Twitter-Accounts von Fujimori, den er seit 2013 betrieb
Selbstdarstellung: Das Titelbild des Twitter-Accounts von Fujimori, den er seit 2013 betrieb

Lima. Alberto Fujimori, Präsident und Diktator von 1990 bis 2000, ist am Mittwoch im Alter von 86 Jahren an einem Krebsleiden gestorben.

Wie seine Tochter Keiko Fujimori über X mitteilte, ist er bis Samstag im Nationalmuseum in der Hauptstadt aufgebahrt und wird dann auf den Friedhof Campo Fe in Huachipa überführt. "Wir erwarten alle, die sich persönlich von ihm verabschieden wollen", so Fujimori.

Die Medien des Landes schwanken zwischen der neutralen Darstellung wie im traditionellen El Comercio, der einfach schrieb: "Alberto Fujimori im Alter von 86 Jahren gestorben", und der versuchten Würdigung wie in der Boulevardzeitung Correo aus der gleichen Mediengruppe, die von "Fujimori in der Geschichte" schreibt.

Die Oppositionszeitung La República schreibt auf ihrer Titelseite "Ex-Diktator Alberto Fujimori gestorben" und weist darauf hin, dass während seiner Regierung in den 1990er Jahren die Menschenrechte systematisch verletzt wurden und die Korruption weit verbreitet war.

La República fügt hinzu, dass Fujimori wegen Verbrechen gegen die Menschheit als Mittäter verurteilt und im Dezember 2023 aufgrund einer Begnadigung, die vom Interamerikanischen Gerichtshof für illegal erklärt und vom Verfassungsgericht aber bestätigt wurde, freigelassen wurde.

Die Zeitung Uno hob hervor, dass nicht nur Fujimori, sondern dass "der Fujimorismus gestorben ist". Da dies viele in Frage stellten, wird hinzugefügt, dass "der Fujimorismus drei Wahlen verloren hat und von der großen Mehrheit der Peruaner abgelehnt wird".

Der neoliberale Analyst Jaime de Althaus weist darauf hin, dass die von Keiko Fujimori geführte Partei Fuerza Popular "es nicht geschafft hat, das Jahrzehnt der 1990er Jahre, das viele positive Aspekte hatte, reflektierend zu verarbeiten".

Der ehemalige neoliberale Präsident Pedro Pablo Kuczynski (2016-2018) beschreibt die Bilanz Fujimoris mit den Erfolgen, die er vor allem in der neoliberalen wirtschaftlichen Stabilisierung sieht, und den Fehlern, die er in den Menschenrechtsverletzungen und der Korruption in diesem Jahrzehnt erkennt, dennoch als positiv. Er spiegelte damit eine Position aus allen Schattierungen der Rechtsparteien und eines Teils der erklärten Zentristen wider.

Die Linke bezeichnet dagegen die Morde, das Verschwindenlassen und die Folter sowie die umfangreiche Korruption als Kennzeichen von Fujimoris Amtszeit.

Als Präsident hatte Kuzynski versucht, sich mit der Fujimorista-Mehrheit im Parlament zu versöhnen, indem er Fujimori begnadigte. Er musste jedoch zurücktreten, nachdem diese Mehrheit unter Führung der Tochter des ehemaligen Machthabers heftigen Widerstand gegen seine Politik leistete. Keiko fand sich nicht damit ab, in der Stichwahl um die Präsidentschaft unterlegen zu sein, wie es ihr auch bei den Präsidentschaftswahlen 2016 und 2021 passierte.

Die ehemalige progressive Präsidentschaftskandidatin Verónika Mendoza schrieb ein vernichtendes Urteil auf X: "Nein, wir werden die Korruption, die Entführungen, die Folterungen, die Morde, die Zwangssterilisationen, die Chicha-Zeitungen [von der Fujimori-Regierung bezahlte Boulevardzeitungen] nicht vergessen. Und wir werden weiter dafür kämpfen, das korrupte und gewalttätige Regierungssystem zu besiegen, das dies installiert hat."

Schon Mittwoch früh wurde berichtet, dass sich der Zustand des 86-Jährigen verschlechtert habe. Im Gegensatz zu früheren Fällen, in denen Fujimori gesundheitliche Probleme hatte, wurde er nicht in eine Klinik oder ein Krankenhaus gebracht, sondern blieb im Haus seiner ältesten Tochter Keiko. Dort war er seit Dezember 2023 untergebracht, seit er aus gesundheitlichen Gründen aus dem Gefängnis entlassen wurde.

In mehreren internationalen Medien wurde die Nachricht vom Tod Fujimoris verbreitet, wobei die diktatorischen und kriminellen Züge seines Regierungssystems hervorgehoben wurden. "Autoritär", "spaltender Führer", "Menschenrechtsverletzer" und "polarisierend" waren einige der Begriffe in diesen Berichten. Das kommunitäre Online-Medium wayka.pe fasste diese internationalen Stimmen zusammen.

Die New York Times hob in wenigen Zeilen die Wirtschaftsreformen hervor, die Fujimori während seiner Regierungszeit durchführte. Der Journalist Sewell Chan beschrieb seinen Niedergang von Korruptionsskandalen bis hin zu seiner Inhaftierung wegen Menschenrechtsverletzungen während der Ära des internen bewaffneten Konflikts nach.

Der britische Guardian hob Fujimoris korrupte Vergangenheit und seine Inhaftierung im Jahr 2009 hervor, erwähnt aber auch die unzulässige Begnadigung aus humanitären Gründen durch Kuczynski 2017.

"Er starb, während er sich weigerte, die schweren Verbrechen anzuerkennen, die er während seiner zehnjährigen Herrschaft begangen hatte, von groben Menschenrechtsverletzungen bis hin zu massiver Korruption", erklärte Jo-Marie Burt, Professorin für Politikwissenschaft an der George Mason University, gegenüber dem Guardian.

Die Washington Post schrieb von der kriminellen Vergangenheit des Diktators, von seinem Vermächtnis der Korruption und der langen Liste von Beamten, die in sein autoritäres Regime verwickelt waren. "Etwa 1.500 Personen, die mit seiner Regierung in Verbindung standen, wurden wegen Korruption und anderer Anschuldigungen angeklagt, darunter acht ehemalige Kabinettsminister, drei ehemalige Militärkommandeure, ein Generalstaatsanwalt und ein ehemaliger Präsident des Obersten Gerichtshofs", so die Post.

Die Versuche der Aufarbeitung der Regierungszeit von Fujimori durch zivile und soziale Organisationen liefen auch in den letzten Monaten noch weiter. So sollte Fujimori wegen Zwangssterilisationen von etwa 200.000 armen und indigenen Frauen in den 1990er Jahren vor Gericht gebracht werden.

Die Strafanzeige gegen Fujimori und Andere wurde aber im August aus formalen Gründen annulliert. Alejandro Aguinaga, Gesundheitsminister während Fujimoris Regierung, hatte ein Amparo-Verfahren wegen Verletzung der Rechte von Beamten und Behörden eingeleitet, um die Vorwürfe gegen ihn und die anderen Beteiligten abzuweisen. (amerika21 berichtete).