Landesweiter Stromausfall in Venezuela, Regierung spricht von Sabotage

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Am Freitagmorgen lag Caracas im Dunkeln
Am Freitagmorgen lag Caracas im Dunkeln

Caracas. In Venezuela ist es zu einem landesweiten Stromausfall gekommen. Berichten zufolge wurde am Freitag um 4.50 Uhr eine größere Stromschwankung registriert, auf die ein Stromausfall folgte, der alle 24 Bundesstaaten betraf.

Kommunikationsminister Freddy Ñáñez sprach von einem "Angriff" auf die elektrische Infrastruktur: "Wir sind wieder einmal Opfer von Sabotageakten in der Stromversorgung, die viele Bundesstaaten, darunter auch die Hauptstadt, betreffen", sagte er in einem Radiointerview. Ñáñez fügte hinzu, dass in Caracas Busse eingesetzt worden seien, um das U-Bahn-System zu ersetzen.

Zuvor hatte Präsident Nicolás Maduro in einem Beitrag in den sozialen Medien den "kriminellen Angriff" auf das Stromnetz verurteilt und auf "verzweifelte faschistische" Sektoren verwiesen. Er rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren.

Venezuela hatte 2019 große Probleme mit der Stromversorgung: Bei einem Stromausfall im März war das Land mehrere Tage lang im Dunkeln, bevor die Versorgung allmählich wiederhergestellt werden konnte. Die Regierung Maduro verurteilte damals einen schweren Terroranschlag auf den Guri-Staudamm, die wichtigste Stromquelle des Landes.

Gegen 13.15 Uhr wurde die Stromversorgung am Freitag in einigen Gebieten von Caracas und in anderen Bundesstaaten wiederhergestellt. Innenminister Diosdado Cabello erklärte, die Behörden würden "alle notwendigen Maßnahmen" ergreifen, um die Versorgung im ganzen Land wiederherzustellen und das Stromnetz vor neuen Anschlägen zu schützen. Er versicherte, dass die Ermittlungen zu den angezeigten Sabotageakten im Gange seien.

Um 15.30 Uhr berichteten Nutzer sozialer Medien und die lokale Presse, dass die Stromversorgung in allen Bundesstaaten, einschließlich Zulia und Táchira im Westen Venezuelas, zumindest teilweise wiederhergestellt worden sei.

Auf einer Pressekonferenz am Freitagabend erklärte Maduro, dass der Stromausfall durch einen Angriff auf das Simón-Bolívar-Wasserkraftwerk, den sogenannten Guri-Staudamm, die wichtigste Stromquelle des Landes, verursacht wurde. Der 10.235-MW-Staudamm befindet sich im Osten des Bundesstaates Bolívar.

Er fügte hinzu, dass "die Sabotage andere Merkmale aufweist" als der Vorfall im Jahr 2019, als ein mutmaßlicher Cyberangriff das computergestützte System beeinträchtigte. Diesmal seien die Übertragungsleitungen das Ziel gewesen, und "angesichts des Ausmaßes" habe das Ziel offenbar darin bestanden, dauerhafte Schäden zu verursachen.

Der Präsident erklärte, dass das Schutzsystem des Staudamms in den letzten vier Jahren erheblich verbessert worden sei, wodurch ein Zusammenbruch verhindert werden konnte. Maduro versicherte, dass die Ermittlungen zur Klärung der Verantwortlichkeiten fortgesetzt werden, wies aber erneut auf ultrarechte Gruppierungen hin.

Der Oppositionelle Andrés Velásquez, Vorsitzender der Partei Causa R, bezeichnete es indes als "Frechheit", dass die Regierung den Ex-Präsidentschaftskandidaten Edmundo González und Oppositionsführerin María Corina Machado für den Stromausfall verantwortlich macht.

Dies sei "der einfachste Weg, sich aus der Sache herauszuwinden. Aber das ganze Land weiß, dass der Mangel an grundlegenden Dienstleistungen wie Strom, Wasser, Gesundheit und anderen auf Maduros Nachlässigkeit, Korruption und Inkompetenz zurückzuführen ist", so Velásquez weiter auf der Plattform X.