Venezuela / Politik

Wahlkampf in Venezuela beendet, Hauptkonkurrenten zeigen sich siegessicher

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Am Freitag führte der Wahlrat CNE die internationalen Beobachterinnen in das Wahlverfahren ein
Am Freitag führte der Wahlrat CNE die internationalen Beobachterinnen in das Wahlverfahren ein

Caracas. In Venezuela hat die "Wahlruhe" (veda electoral) begonnen. Am Donnerstag ist offiziell der Wahlkampf beendet worden. In der Hauptstadt Caracas fanden Großkundgebungen der Hauptkonkurrenten statt: Präsident Nicolás Maduro, der eine Wiederwahl anstrebt, und Edmundo González, Kandidat des von den USA unterstützten Oppositionsbündnisses Plataforma Unitaria Democrática (PUD).

González versammelte seine Anhänger im Stadtteil Las Mercedes, dem größten Einkaufs- und Vergnügungsviertel Lateinamerikas, Maduro die "Chavistas" in mehreren Vierteln der Hauptstadt.

"Wir sind von unserem Sieg überzeugt", sagte González. "Alle uns bekannten Meinungsumfragen sagen uns einen komfortablen und breiten Sieg voraus, und selbst wenn sie bis zum 27. Juli einige Tricks anwenden, werden sie nicht in der Lage sein, die Lücke zwischen unserer Kandidatur und der offiziellen Kandidatur zu schließen. Es ist nicht möglich, dass sie uns diesen Sieg wegnehmen."

Die Ergebnisse der Umfragen in Venezuela variieren jedoch stark und erhöhen die Unsicherheit über die Abstimmung am Sonntag.

Oppositionsführerin María Corina Machado, die die Kampagne der PUD leitete, zeigte sich ebenso siegessicher: "Jeder weiß, dass der nächste Präsident Edmundo González ist".

Maduro rief seinerseits die Bevölkerung auf, zur Wahl zu gehen, "um den Frieden zu erhalten und das neue wirtschaftlich-produktive Modell zu konsolidieren". Er sei "der Garant für Frieden und Stabilität".

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Die Inflation sei im Juni "die niedrigste seit 39 Jahren" gewesen, die Steuereinnahmen hätten "Rekordwerte erreicht, die es uns ermöglichen, die sozialen Investitionen und den Schutz der Bevölkerung zu verbessern", und "das Land wächst über die optimistischsten Prognosen hinaus und überwindet die kriminellen Sanktionen und die Blockade". "Wir haben eine neue soziale und kulturelle politische Mehrheit gebildet, die sich bei den Wahlen am Sonntag in einer überwältigenden Mehrheit ausdrücken wird", sagte er.

Als Wahlbeobachter ist Juan Carlos Monederos aus Spanien, Mitbegründer der Podemos-Partei, derzeit in Venezuela. Im Gespräch mit Telesur sagte er, es sei "sehr merkwürdig, dass die lateinamerikanische und europäische Linke Angst vor Marine Le Pen, Víktor Orbán, Santiago Abascal und Jair Bolsonaro hat, nicht aber vor María Corina Machado". Sie sei "noch rechtsradikaler als diese Führer, auch viel mehr als Javier Milei, weil sie als Vorhut und Bannerträgerin der US-Politik in Gewalt geschult ist und immer vorgebracht hat, dass eine US-Intervention in Venezuela - wie in Syrien, im Irak oder in Afghanistan - positiv für ihr Land ist". Es gebe Linke, die Machado mit mehr Wohlwollen betrachteten als andere ultrarechte Politiker. Dies lasse sich nur mit einer "Vergiftung durch die Medien" erklären.

Der argentinische Journalist Marco Terrugi berichtet derzeit aus Venezuela. Bei einem Besuch im Stadtteil 23 de Enero fragte er Chavisten, was sie von einem Sieg der Opposition erwarteten: "Sie antworteten: 'eine Menge Verfolgung'. Es gibt die Vorstellung, dass es eine Rache geben wird, die sich seit 25 Jahren zusammenbraut."

In wirtschaftlicher Hinsicht sei das Gefühl verbreitet, dass "das Schlimmste vorbei ist". Das Wirtschaftswachstum werde für dieses Jahr auf vier Prozent geschätzt, die Inflation liege unter 50 Prozent und es sei mehr Geld im Umlauf, sagte Terrugi in der Sendung Escuchá Página12. Er betonte, wie wichtig es sei, dass der Nationale Wahlrat die Ergebnisse bis spätestens Mitternacht vorlegt, um Spekulationen zu vermeiden: "Man kann erwarten, dass Machado sehr früh sagt, dass die Wahlen bereits gewonnen sind, und dass sie im Falle eines Wahlsieges von Maduro diesen nicht anerkennen wird", schloss er.

Machado hatte Anfang Juli in einem Presseinterview gesagt, "ein monumentaler Betrug" sei die einzige Möglichkeit für Maduro, die Wahl zu gewinnen. "Dieses Regime gehört der Vergangenheit an, wir haben es bereits besiegt. Es liegt also in Maduros eigenem Interesse, zu akzeptieren, dass wir in seinem und natürlich im Interesse aller Venezolaner einen geordneten Übergang vollziehen."