Quito. In der Küstenstadt Manta haben Unbekannte am Donnerstag vier Menschen getötet und zehn weitere verletzt, nachdem sie in die Trauerfeier für einen ermordeten Polizisten eingedrungen waren. Die Morde reihen sich ein in eine Kette blutiger Gewalttaten, die das Land schwer erschüttern.
Am Muttertag, dem 14. Mai, wurden in Quevedo in der Provinz Los Ríos sieben Menschen getötet, von denen der Großteil zu einer Familie zählte, die zum Zeitpunkt des Überfalls in einem Hauseingang Karten spielten.
Mitte April töteten dreißig Männer, die nach Angaben der Behörden der Gang Los Tiguerones angehören, im Hafen der Stadt Esmeraldas neun Fischer, die dort ihren Fang verkaufen wollten. Die Gang plante durch diese "Gewaltdemonstration" offenbar, das Hafengebiet von einer anderen kriminellen Bande zu übernehmen, an die einige der Fischer Schutzgeldzahlungen leisteten. Nur wenige Stunden nach dieser Tat wurden in einem Gefängnis in Guayaquil sechs Insassen erhängt aufgefunden.
Der damalige Sicherheitsminister des Landes, Diego Ordoñez, musste daraufhin zurücktreten. Innenminister Juan Zapata gestand ein, dass sich das Land in einer Gewaltkrise befindet. Präsident Lasso hatte als Schutzmaßnahme für die Bevölkerung das Tragen von Schusswaffen liberalisiert.
Da es der Regierung nicht gelingt, die Gewalt zurückzudrängen, obwohl im März der Ausnahmezustand in den Provinzen Esmeraldas, Guayas, Los Ríos und Santa Elena verhängt worden war, leidet ihre Reputation erheblich.
In Ecuador stieg die kriminelle Gewalt zwischen 2021 und 2022 um 82 Prozent, der höchste Anstieg in ganz Lateinamerika. Mit 25 Todesfällen je 100.000 Einwohner, 4.603 Todesfälle insgesamt, hat das Land die sechsthöchste Gewaltrate in der Region.
Die Regierung sieht die Ursache für die Eskalation der Gewalt im zunehmenden Drogenhandel. Im Jahr 2022 wurden 201,3 Tonnen Drogen beschlagnahmt, die zweithöchste Zahl in der Geschichte des Landes. Sie wirft aber auch den Vorgängerregierungen vor, Armee und Polizei "absichtlich" geschwächt zu haben.