Bolivien / Wirtschaft

Wegen sinkender Dollarreserven prüft Bolivien die Verwendung von Yuan für den Außenhandel

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Präsident Luis Arce zieht eine sehr positive wirtschaftliche Bilanz.
Präsident Luis Arce zieht eine sehr positive wirtschaftliche Bilanz.

La Paz. Die Regierung von Luis Arce in Bolivien will den chinesischen Yuan für Finanztransaktionen im Außenhandel nutzen. Grund sind Liquiditätsprobleme beim US-Dollar. Um der Entdollarisierung entgegenzuwirken, hat Arce die Zentralbank gebeten, diese Möglichkeit zu prüfen.

Die bolivianische Wirtschaft verzeichnet derzeit einen Rückgang seiner Nettoreserven um bis zu 3,5 Milliarden US-Dollar. Das stellt einen der niedrigsten Werte in den letzten Jahren dar, was zu einem US-Dollar-Liquiditätsmangel geführt hat. Diese Entdollarisierung ist jedoch in ganz Lateinamerika zu beobachten. Die Nachbarstaaten Brasilien und Argentinien nutzen bereits den Yuan anstelle des US-Dollar für den Außenhandel mit China (amerika21 berichtete).

Auf der anderen Seite hat Arce anlässlich seiner Rede zur 2,5-jährligen Präsidentschaftshalbzeit eine sehr positive wirtschaftliche Bilanz gezogen und erklärt, dass die Regierung standhaft sei und die nationalen wie internationalen Krisen erfolgreich gemeistert habe. Bolivien habe eine ausreichende Kontrolle über die Covid-19-Pandemie erreicht sowie die Auswirkungen der international wirtschaftlichen Krise durch den Ukraine-Krieg abfedern können.

Besonders positiv hervorzuheben sei, dass nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Bolivien mit 2,2 Prozent im September 2022 das Land mit der niedrigsten Nahrungsmittelinflation in Lateinamerika ist. Die höchsten Raten sind derweil mit 110,4 Prozent in Venezuela und mit 86,6 Prozent in Argentinien zu verzeichnen.

Bolivien habe im ersten Quartal 2023 eine Inflation von -0,19 Prozent aufzuweisen, was eine der niedrigsten Werte der Region und Ausdruck von Preisstabilität sei. Die Zentralbank hält derweil an der Prognose des Wirtschaftswachstums von 4,86 Prozent und einer Inflation von 3,28 Prozent für 2023 fest.

Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist zudem von 2021 auf 2022 um 7,4 Prozent auf 3.691 US-Dollar gestiegen und die Arbeitslosenquote von elf Prozent im Jahr 2020 auf vier Prozent im Jahr 2022 gesunken. Die extreme Armut habe sich von 13,7 Prozent im Jahr 2020 auf 11,1 Prozent im Jahr 2021 verringert.

Auch das Nationale Statistikinstitut (INE) bestätigt, dass die nationale Wirtschaft im Jahr 2022 insgesamt um 3,48 Prozent gewachsen sei. Die Zahlen seien jedoch stark vom 36-tägigen Streik in Santa Cruz (amerika21 berichtete) beeinflusst worden, der sich wirtschaftlich stark auf die Exporte, Dienstleistungen, den Handel sowie die Transportlogistik auswirkte.