Moskau/Brasília. Der außenpolitische Berater des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, Celso Amorim, hat mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin über die Bemühungen um Frieden im Konflikt mit der Ukraine gesprochen. Dies meldete CNN Brasilien am Montag.
Amorim war von 2003 bis 2011 Außenminister der Regierung Lula, im Kabinett von Dilma Rousseff 2011 bis 2015 Verteidigungsminister.
Gegenüber dem US-Fernsehsender habe Amorim nach einer "diskreten und unangekündigten Reise" nach Moskau erklärt, dass die Türen für Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine nicht "völlig geschlossen" seien.
Der Diplomat war am 29. März mit Putin zusammengetroffen, aber das Treffen zwischen den beiden war bislang nicht öffentlich gemacht worden. Laut Lulas Sonderberater saßen die beiden etwa eine Stunde lang zusammen.
Amorim wurde auch vom Sekretär des Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew, und vom Chefberater des Kremls für internationale Angelegenheiten, Juri Uschakow, empfangen. Zudem traf er mit Außenminister Sergej Lawrow zusammen. Lawrow wird am 17. April Brasilien besuchen.
Zu Beginn des Treffens mit Putin seien bilaterale Themen wie die Handelsbeziehungen, die Lieferung von Düngemitteln, die Möglichkeit der Verwendung lokaler Währungen zur Verrechnung von Exporten und Importen angeschnitten worden. Dann habe man Fragen im Zusammenhang des Ukraine-Krieges besprochen.
"Zu sagen, dass die Türen (für Friedensverhandlungen) offen sind, wäre eine Übertreibung, aber zu sagen, dass sie völlig geschlossen sind, entspricht auch nicht der Wahrheit", sagte Amorim gegenüber CNN.
"Es gibt keine magische Lösung (zur Beendigung des Konflikts). Aber es wird einen Zeitpunkt geben, an dem die eine oder andere Seite zu der Einsicht gelangt, dass die Kosten des Krieges, nicht nur die politischen, sondern auch die menschlichen und wirtschaftlichen, höher sind als die Kosten der für einen Frieden notwendigen Zugeständnisse", sagte er.
Seiner Meinung nach "ist dieser Moment noch nicht gekommen, aber er könnte schneller kommen, als wir denken. Und dann kann die Existenz einer Gruppe neutraler Länder - hier muss man Anführungszeichen setzen - helfen", kommentierte er.
In Bezug auf Putin sagte der Diplomat, dieser vertrete klar die Ansicht, dass die Sackgasse, die zum Krieg geführt habe und den Konflikt aufrechterhalte, von den westlichen Mächten verursacht worden sei. "Aber es gab den Wunsch, einen gewissen Spielraum zu lassen, damit künftig eine Art von Verhandlung stattfinden kann", sagte er.
Amorin äußerte seinen Eindruck, beide Seiten könnten davon ausgehen, der Krieg sei zu gewinnen. Er sehe jedoch ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten.
"Manchmal haben wir das Gefühl einer gewisse Ermüdung einiger Kräfte auf der westlichen Seite. In Russland ist das weniger spürbar. In Moskau hat man nicht das Gefühl, dass sich das Land im Krieg befindet", betonte er.
Lula da Silva hatte bereits im Wahlkampf für die Bildung einer Gruppe von Ländern plädiert, die eine friedliche Lösung des Krieges vermitteln könnten und setzt sich seit seinem Amtsantritt international dafür ein. Er lehnte es ab, der Ukraine Munition aus deutscher Produktion zu liefern und beharrt auf der strikten Neutralitätspolitik Brasiliens. Diese Position vertrat er ungeachtet seiner Aussage, dass Russland mit seinem Einmarsch in ein souveränes Land einen Fehler gemacht habe. Lula hatte ebenso vertreten, dass am Krieg der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, und der Westen eine Mitschuld tragen.
Am 2. März sprachen Lula und Selenskyj per Videoschaltung. Einen Tag zuvor trafen sich Brasiliens Außenminister Mauro Vieira und sein russischer Amtskollegen Lawrow am Rande der Konferenz der G20-Außenminister in Neu-Delhi, Indien.