Mexiko: Neun Festnahmen im Fall der verschwundenen Lehramtsstudenten

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Eltern der 43 Lehramtsstudenten bei dem Treffen am 15. März 2023 in Guerrero
Eltern der 43 Lehramtsstudenten bei dem Treffen am 15. März 2023 in Guerrero

Guerrero. Im Fall Iguala hat die mexikanische Bundeskriminalpolizei Haftbefehl gegen acht Polizisten und eine Polizistin aus dem Bundesstaat Guerrero vollstreckt. Sie werden beschuldigt, in das Verschwindenlassen der Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa im September 2014 verwickelt zu sein.

Die Festnahmen, bei der auch der Generalstaatsanwalt und die Marine beteiligt waren, hat das Ministerium für öffentliche Sicherheit von Guerrero am vergangenen Mittwoch bekanntgegeben.

Die Inhaftierten, die mittlerweile in die Strafanstalt El Altiplano im Bundesstaat Estado de México verlegt wurden, sind Bundespolizisten und Polizisten der Gemeinde Huitzuco. Seit Beginn der Ermittlungen stehen die Polizisten von Huitzuco stark unter dem Verdacht, an der Verschleppung der jungen Männer beteiligt gewesen zu sein.

Bereits im Februar 2022 verkündete der Staatssekretär für Menschenrechte, Alejandro Encinas, Haftbefehle gegen 83 mutmaßliche Täter, darunter 20 Militärs, die die Gruppe von 43 Lehramtsstudenten verschleppt und verschwindenlassen haben sollen. Ebenso wurden Haftbefehle erteilt gegen den damaligen Generalstaatsanwalt Murillo Karam, gegen den damaligen Staatsanwalt von Guerrero, Iñaki Blanco, und gegen Lambertina Galeana, Mitarbeiterin des Generalstaatsanwalts. Sie werden beschuldigt, Beweise manipuliert und vernichtet zu haben.

Der Gründung der Spezialeinheit für Ermittlung und Prozessführung im Fall Ayotzinapa und der Kommission für Wahrheit und Zugang zur Gerechtigkeit unter der aktuellen Regierung gab den Eltern der Lehramtsstudenten viel Hoffnung.

Dennoch seien die Ermittlungen offenbar ins Stocken geraten, "als die sechsköpfige, unabhängige Kommission herausfand, dass die Militärs bei dem Massaker eine aktive und entscheidende Rolle gespielt haben", prangerten sie beim Treffen mit Vertretern der Menschenrechtsorganisation Tlachinollan in Guerrero am 15. März an.

Die Ermittlungen dieser Interdisziplinären Gruppe unabhängiger Experten (GIEI) und die Aussagen eines Kronzeugen kamen 2020 zu der wichtigen und starken Hypothese, dass die jungen Männer in Gruppen aufgeteilt und umgebracht wurden. Als potenzieller Tatort wurde die Schlucht mit dem Namen "Die Metzgerei" genannt. Dort wurden die Überreste von Christian Alfonso Rodríguez Telumbre (2020) und von Jhosivani Guerrero de la Cruz (2021) gefunden. "Anhand dieser Funde will die Regierung nun den Fall für aufgeklärt erklären und schließen", so die Eltern. Den zahlreichen Indizien, dass 25 der 43 jungen Männer zum Gelände des 27. Infanteriebataillons gebracht, dort isoliert und später umgebracht wurden, wolle die Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador offenbar nicht nachgehen.

Darüber hinaus hat die GIEI festgestellt, dass Militärs die Lehramtsstudenten während der polizeilichen Angriffe überwacht haben, denn diese waren für das Bundesüberwachungssystem C4 zuständig. "Die Militärs kamen in dem entscheidenden Moment zu dem Tatort. Sie beobachteten, wie die jungen Männer von Bundes- und lokalen Polizisten verschleppt wurden, haben aber nichts dagegen unternommen", prangert Vidulfo Rosales, Anwalt der Angehörigen, an.

Die Eltern haben den Präsidenten mit den unabhängigen Ermittlungen der GIEI konfrontiert und verlangen freien Zugang zu den Akten und Protokollen der Militärs. Daraufhin bekamen sie den Bericht über ein Telefonat zwischen Francisco Salgado Valladares, dem damals zuständigen Polizisten für die öffentliche Sicherheit in der Stadt Iguala, und Gildardo López Astudillo, alias "El Gil", Mitglied der Drogenbande "Guerreros Unidos". Demnach sollen sich die beiden Männer über den Verbleib von 38 der 43 jungen Männer unterhalten haben.

Sowohl die GIEI als auch der Präsident haben sich von den Militärs die Original-Aufnahmen des Telefonats erbeten. Sie weigerten sich aber, diese zu übergeben. "Wenn dem Präsidenten diese Informationen verweigert werden, kann dann die mexikanische Armee zur Rechenschaft gezogen werden?", fragen die Eltern.

Die Familienangehörigen der Lehramtsstudenten kündigten an, zusammen mit der Zivilgesellschaft und Menschenrechtsorganisationen Protestaktionen zu organisieren. Sie verlangen von der Regierung eine transparente Aufklärung über den Verbleib ihrer Söhne.