El Salvador: In einem Jahr 406 Todesfälle in Haft aufgrund von Krankheiten

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Angehörige von Gefangenen in El Salvador berichten von mangelnder medizinischer Versorgung
Angehörige von Gefangenen in El Salvador berichten von mangelnder medizinischer Versorgung

San Salvador. Seit der Ausrufung des Ausnahmezustandes am 27. März 2022 sind in El Salvador nach Angaben der Strafvollzugsbehörden insgesamt 406 Gefangene aufgrund von schweren Erkrankungen gestorben.

Berichten zufolge gibt es derzeit 18.756 Gefangene, die unter schweren Krankheiten leiden. Die gravierende Überbelegung in den Haftanstalten verschlimmert die Situation. Laut Familienangehörigen erhielten in einigen Fällen die Häftlinge, die im Gefängnis starben, keinen Zugang zu den benötigten Medikamenten..

Die am häufigsten registrierten Krankheiten sind Tuberkulose, Bluthochdruck, Diabetes und HIV.

Am vergangenen Mittwoch wurden 800 kranke Gefangene in das Jugendgefängnis von Zacatecoluca, bekannt als "La Granja", verlegt. Den Informationen nach leiden sie an fortgeschrittener Diabetes, Nierenversagen, Tuberkulose und Krebs.

Ehemalige Häftlinge berichteten schon früher über die prekären Bedingungen in den Gefängnissen aufgrund der Überbelegung wie auch über Infektionskrankheiten sowie fehlende medizinische Versorgung.

Jorge Panameño, ein Spezialist für Infektionskrankheiten, macht die seit Beginn des Ausnahmezustands um 300 Prozent gestiegene Überbelegung für die Ausbreitung von Atemwegserkrankungen unter den Gefangenen verantwortlich. In den Gefängnissen habe es schon immer hohe Tuberkulose-Raten gegeben und heute sei diese Zahl noch viel höher. Die Krankheit befällt insbesondere Menschen mit schwachen Abwehrkräften, wie Diabetiker, Nieren-, Leber- und Lungenkranke.

"Wenn ein Diabetiker nicht rechtzeitig und angemessen behandelt wird, kann er aufgrund der Komplikationen und des Medikamentenmangels frühzeitig sterben. Diabetiker sterben sehr schnell, weil sie mehrere Komplikationen entwickeln. Ganz zu schweigen von Menschen mit Herzerkrankungen, Bluthochdruck, kongestiver Herzinsuffizienz oder Nierenversagen", sagt Panameño.

Die Menschenrechtsorganisation Cristosal hat mit Stand vom 6. März ihrerseits 3.252 Fälle von Häftlingen dokumentiert, von denen 257 chronisch erkrankt sind.

Rina Montti von Cristosal, sagte dazu: "Das größte Problem ist die Undurchsichtigkeit der Regierung in Bezug auf die inhaftierten Personen, die es uns nicht erlaubt, den Ernst der Lage zu beurteilen", sagte sie. "Die Häftlinge sind in einem sehr schlechten Zustand. Manche kommen gesund herein und kommen mit Problemen heraus, die sie zuvor nicht hatten. Das ist definitiv ein Versagen des Staates, der nicht nur die Mindestrechte nicht gewährleistet, sondern auch durch Taten oder Unterlassungen Bedingungen schafft, die die Menschen gefährden."