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Hacker veröffentlichen auch Militärunterlagen aus Mexiko

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Die Hackeraktivistengruppe Guacamaya sucht nach Geheimnissen lateinamerikanischer Regierungen und Militärs
Die Hackeraktivistengruppe Guacamaya sucht nach Geheimnissen lateinamerikanischer Regierungen und Militärs

Mexiko-Stadt. Die Hackergruppe "Guacamaya" hat auf geheime Unterlagen aus dem mexikanischen Verteidigungsministerium (Sedena) zugegriffen und diese veröffentlicht. Es handelt sich um Mitteilungen und Berichte über umstrittene Aspekte der Regierung und über die Rolle der Streitkräfte.

Insgesamt sechs Terabyte an Informationen, die einen Zeitraum von 2016 bis 2022 umfassen, lieferten unter anderem Informationen über die ernste Lage in den südöstlichen Bundesstaaten Mexikos, wo mindestens zwölf Kartelle um die Kontrolle von Gebieten kämpfen. In einem Dokument vom Januar 2022 kommt das Centro Regional de Fusión de Inteligencia Sureste (Cerfise) zu dem Schluss, dass "es möglich ist, dass Beamt:innen der mittleren Ebene des Staates und der Gemeinden Verbindungen zu diesen Personen [Mitglieder von Kartellen] haben".

In einem weiteren Sedena-Bericht dieses Jahres wird der Gouverneurssekretär Adán Augusto López beschuldigt, Beamt:innen mit Verbindungen zum organisierten Verbrechen in hochrangige Positionen gebracht zu haben. Ein weiterer Bericht enthüllte, dass mindestens ein Armeeoffizier taktische Ausrüstung, Waffen und Granaten an Mitglieder einer Kartellzelle in Tejupilco im Bundesstaat Mexiko verkauft hat und Informationen über die Bewegungen und die Operationen der Streitkräfte angeboten haben soll.

Im Fall Ayotzinapa sind Informationen darüber ans Licht gekommen, wie die Armee versucht hat, ihre Verwicklung in das Verschwinden der 43 Lehramtsstudenten zu verdecken (a21 berichtete).

Aus einem weiteren Dokument aus dem Umfeld der Sedena geht hervor, dass eine Gruppe von "Huachicoleros" (Benzinräuber) vermutlich einen Anschlag auf Präsident Andrés Manuel López Obrador (Amlo) geplant hatte. Ein Brief vom 10. Februar 2019, der an den stellvertretenden Chef des Sedena-Nachrichtendienstes gerichtet war, handelt von einer Tonaufnahme und den Ermittlungen gegen Sergio Águila Luévanos (El Capi), der sich nach seinem Ausscheiden aus der Armee dem Heizölgeschäft widmete und 2019 unter dem Vorwurf der organisierten Kriminalität sowie der Lagerung von und des Handels mit Waffen verhaftet wurde.

In der Aufnahme erklärte Águila Luevanos einem Gesprächspartner, dass auf den mexikanischen Präsidenten bereits ein "Kopfgeld" ausgesetzt sei, da er in seiner Strategie gegen "Huachicol" (Benzinraub) nicht nachgegeben habe.

Weitere Dokumente, darunter eines vom August letzten Jahres, beziehen sich auf geologische Analysen des Abschnitts 5 der im Bau befindlichen, umstrittenen Eisenbahnlinie Tren Maya und weisen auf eine potenzielle Einsturzgefahr hin. In dem Bericht einer Ingenieurgruppe heißt es, dass fast im gesamten Abschnitt ein "hohes" Risiko bestehe. Das Ergebnis deckt sich mit einer Analyse des Ingenieursinstituts der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM), die auf eine "Karstgefahr" in einigen Gebieten des Tren Maya hinweist.

Gehackte Informationen machen nun bekannt, dass die Sedena seit 2017 die feministische Bewegung in Mexiko beobachtet hat. In einem Dokument vom 8. August 2022 mit dem Titel "Relevanter sozialer Aktivismus" werden dazu wichtige Daten und Persönlichkeiten aufgeführt. Darunter Aktivistinnen aus feministischen Kollektiven wie auch die Sängerin Mon Laferte.

Mexikos Präsident wies diesbezüglich die Behauptung zurück, Gegner:innen oder Journalist:innen würden ausspioniert. Der Geheimdienst Sedena verfüge lediglich über nachrichtendienstliche Mittel zur Verbrechensbekämpfung, betonte er. Damit reagierte der Präsident auf eine von Journalist:innen, Menschenrechtsverteidiger:innen und Zivilorganisationen gestellte Strafanzeige bei der Generalstaatsanwaltschaft wegen Spionage durch die Armee während Amlos Amtszeit.

Das gehackte Datenpaket enthält auch Mitteilungen zum Gesundheitszustand des Präsidenten. Demnach leidet dieser an Gicht, Hypothyreose und einer instabilen Angina pectoris, einer riskanten Herzerkrankung. Letztere zwang ihn im Januar 2022 zu einer Katheteruntersuchung, die sein Kommunikationssekretariat der Öffentlichkeit als Routineeingriff präsentierte. Einige Tage zuvor musste der Präsident laut den Mitteilungen aufgrund eines vermuteten Herzinfarktes von seiner Ranch in Palenque im Bundesstaat Chiapas in ein Militärkrankenhaus in Mexiko-Stadt geflogen werden, wo die Erkrankung diagnostiziert wurde. Auf einer Pressekonferenz räumte der Präsident seine gesundheitlichen Probleme ein. "Alles, was dort gesagt wird, ist wahr", erklärte er.

Das Hackerkollektiv Guacamaya hat sich darauf spezialisiert, auf Informationen der Verteidigungsbehörden verschiedener lateinamerikanischen Länder zuzugreifen und diese zu verbreiten (a21 berichtete bereits zu Chile).