Ex-Präsident von Argentinien: Deutsche sind "überlegene Rasse"

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Macri im TV-Gespräch: "A Alemania nunca se la puede descartar porque, raza superior, siempre juegan hasta el final" (Screenshot)
Macri im TV-Gespräch: "A Alemania nunca se la puede descartar porque, raza superior, siempre juegan hasta el final" (Screenshot)

Buenos Aires. Für den Einsatz von Nazi-Terminologie muss der frühere argentinische Präsident Mauricio Macri derzeit herbe Kritik einstecken. In einem Interview mit dem TV-Sender Todo Noticias hat er kürzlich den Deutschen zugesprochen, eine "überlegene Rasse" zu sein.

Bei einem Studiogespräch war Macri unter anderem gefragt worden, wie er die Chancen des argentinischen Fußballteams bei der am Sonntag beginnenden Weltmeisterschaft in Katar einschätzt und wer für ihn die Favoriten sind. Nach der Nennung von Portugal, Frankreich und Brasilien, sagte er: "Deutschland darf man nie abschreiben, eine überlegene Rasse, sie spielen immer bis zum Ende."

Organisationen und Personen des öffentlichen Lebens üben scharfe Kritik an der Aussage. In der Zwischenzeit hat sich Macri in einem Tweet entschuldigt: “Gestern, als ich mich zu den unbestrittenen fußballerischen Fähigkeiten Deutschlands geäußert habe, sagte ich einen unangemessenen Satz, der auf die schlimmsten Alpträume der Menschheit verweist. Deshalb möchte ich das gerne klarstellen und mich dafür entschuldigen.”

Die frühere Abgeordnete und jetzige Leiterin des Nationalen Instituts gegen Diskriminierung, Xenophobie und Rassismus (Inadi) Victoria Donda sagte via Twitter, Macri "rufe eine der zentralen Säulen des nationalsozialistischen Deutschland in Erinnerung." Das "Gift namens Rassismus" dürfe keinen Platz in der Gesellschaft haben Es sei dagegen die Aufgabe von Politikern, zu einem Klima von Freiheit und Demokratie beizutragen, welches das politische System stärkt.

Victoria Montenegro, Abgeordnete für das Bündnis Frente de Todos in Buenos Aires, forderte aus Anlass der Macri-Äußerung eine Form der Regulierung für Hassreden, denn es dürfe nicht sein, dass "Personen mit politischer Verantwortung unter dem Schutzschirm der Redefreiheit einem Völkermord das Wort reden".

Die dem progressiven Lager nahestehende jüdische Organisation Llamamiento Argentino Judío fand ebenfalls klare Worte: Angesichts derartiger "verbaler und symbolischer Gewalt" müsse klargestellt werden, dass die "Schwärmerei für die angebliche rassische Überlegenheit nichts anderes ist als die Naturalisierung und Banalisierung des nationalsozialistischen Völkermords." Macri verwende eine Terminologie, die in den 1930er Jahren von der SS eingeführt worden sei und die den Völkermord an all jenen legitimieren sollte, die ihr als “minderwertig“ galten. Nicht zu dem Vorfall geäußert hat sich bislang der dem konservativen Lager nahestehende Dachverband jüdischer Organisationen in Argentinien, Daia.

Der Journalist Juan Pablo Csipka betont indes, die Nazi-Diktion Macris sei im Umfeld seiner Partei PRO kein Einzelfall. Schon im Jahr 2013 bezeichnete der Parteistratege Juan Durán Barba Hitler als einen "spektakulären Typen". 2017 banalisierte der damalige Bildungsminister Esteban Bullrich den Nationalsozialismus und die Shoah aus Anlass eines Besuchs des Anna-Frank-Hauses in Amsterdam. Anna Franks Träume wären enttäuscht worden "durch eine politischen Führung, die nicht fähig war zu vereinen und einer Welt, die die Intoleranz förderte, den Frieden zu bringen", so Bullrich damals. Ebenfalls 2017 wünschte sich der damalige Arbeitsminister der Provinz Buenos Aires Marcelo Villegas in einer internen Besprechung, von der eine Filmaufnahme nach außen drang, "eine Gestapo, um mit den Gewerkschaften aufzuräumen".