Brasilien: Attentat auf Abgeordneten der Partei von Lula da Silva

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PT-Abgeordneter Paulo Guedes
PT-Abgeordneter Paulo Guedes

Brasília. Der Kongressabgeordnete Paulo Guedes hat eine Woche vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen einen Angriff auf sich durch einen Anhänger des Präsidenten und Präsidentschaftskandidaten Jair Bolsonaro gemeldet. Guedes gehört zur Partido dos Trabalhadores (PT) und unterstützt den aussichtsreichsten Präsidentschaftsanwärter, Luiz Inácio Lula da Silva.

Der PT-Abgeordnete sagte, dass von einem Bolsonaro-Anhänger dreimal auf sein Fahrzeug gefeuert wurde. Guedes blieb unverletzt. "Wie weit wird dieser Hass gehen?", fragt der Parlamentarier.

Es ist der zweite Angriff innerhalb von wenigen Tagen in der Stadt Montes Claros im Norden des Bundesstaates Minas Gerais. Am vergangenen Freitag hatte eine Person dort in die Luft geschossen, um PT-Angehörige zu bedrohen.

Wegen des Attentats auf Guedes hat die Polizei eine Person festgenommen, die laut dem Abgeordneten ein aktiver Militärpolizist ist. Der Kongressabgeordnete postete Fotos der Hülse von einer der abgefeuerten Kugeln und twitterte dazu: "Das ist das bewaffnete Brasilien, das sie wollen. Kinder gerieten in Panik, auch Frauen, alles während politischer Feierlichkeiten. Es war versuchter Mord!"

Generell ist im Vorfeld der Wahlen, die am kommenden 2. Oktober stattfinden, eine Eskalation der politischen Gewalt zu beobachten. Zum Beispiel wurde ein Mitarbeiter des Meinungsforschungsinstituts Datafolha letzte Woche von einem Bolsonaro-Anhänger in Ariranha, rund 370 Kilometer von São Paulo entfernt, mit Tritten und Schlägen angegriffen.

Der Meinungsforscher von Datafolha war im Gespräch mit einem Bewohner im Rahmen einer Datenerhebung, als er von hinten getroffen wurde. Der Angreifer warf das für das Interview verwendete Tablet zu Boden. Als der Forscher auf die Übergriffe reagierte, wurde er erneut von einem Sohn des Bolsonaro-Anhängers angegriffen.

"Der Mitarbeiter machte seine Arbeit und wurde heimtückisch körperlich angegriffen. Nichts rechtfertigt irgendeine Art von Aggression. Wir beobachten eine zunehmende Feindseligkeit gegenüber Meinungsforschern und das ist sehr besorgniserregend", sagte Luciana Chong, Direktorin von Datafolha. Dem Institut zufolge gab es immer wieder Passant:innen, die schrien und das Institut als kommunistisch bezeichneten.

In den meisten Fällen geben sich die angreifenden Personen als Bolsonaristen zu erkennen oder nennen den Namen von Präsident Jair Bolsonaro, so der Vorstand des Instituts.

"Die Atmosphäre der Bedrohung, die Institutionalisierung des Hasses und die Eskalation der Gewalt bringen uns zum Schweigen und lähmen uns", äußerte die Lehrerein Luana Tolentino. Sie sagt, vor den Wahlen war immer eine Zeit des Zusammenkommens, in der die Leute auf die Straße gingen und für ihren Kandidat:innen warben.

"Bei dieser Wahl schließe ich mich aber den Tausenden von Brasilianern an, die laut einer Anfang der Woche von Datafolha veröffentlichten Umfrage Angst vor körperlichen Angriffen haben", gestand die Lehrerin.

Gemäß einer Umfrage der Initiative des Political Action Network in Zusammenarbeit mit dem Public Safety Forum fürchten sich 67,5 Prozent der Brasilianer:innen vor politischer Gewalt. 3,2 Prozent davon gaben an, im letzten Monat Opfer von Drohungen geworden zu sein.