Lehramtsstudenten in Uruguay: Nach Gespräch mit Regierung gehen Besetzungen weiter

uruguay_lehramtsstudenten_proteste_9-22.jpg

Zahlreiche Lehramtsstudenten und sie unterstützende Dozenten versammelten sich am Montag vor dem Gebäude der Nationalen Bildungsbehörde
Zahlreiche Lehramtsstudenten und sie unterstützende Dozenten versammelten sich am Montag vor dem Gebäude der Nationalen Bildungsbehörde

Montevideo. Am Montag hat die erste Verhandlungsrunde zwischen Regierung und den Studierenden der Erziehungswissenschaften aus dem ganzen Land stattgefunden, die seit Mitte August mit Besetzungen und Mobilisierungen begonnen haben. Nach mehreren Räumungen wurden die Bildungseinrichtungen erneut besetzt (amerika21 berichtete), weitere kamen hinzu.

Fast drei Stunden lang empfing der Leiter des Zentralvorstands (Codicen) der Nationalen Verwaltung für das öffentliche Bildungswesen, Robert Silva, zusammen mit politischen Beratern und einem von den Lehrern gewählten Vertreter, eine Delegation von 15 Sprechern von fast 20 Lehrerausbildungszentren, die die Koordination der Ausbildungszentren bilden. Dies berichtete Georgina Bustelo, Sprecherin des Studentenzentrums des Lehrerbildungsinstituts von Artigas (Ceipa) und Mitglied der Koordination, gegenüber La Diaria.

Während des Treffens versammelten sich zahlreiche Studierende vor dem Verwaltungsgebäude in der Avenida del Libertador und blockierten die Straße.

"Das ist ein Erfolg nach den Aktionen und Mobilisierungen, die wir gemacht haben", sagte Lucas Valessi, Student am Instituto de Formación Docente de la Costa, nach dem Treffen. Vor der Presse erklärte er: "Wir Studenten sind mit einer klaren Plattform gekommen, die wir von Anfang an mit vielen Argumenten untermauert haben". Er sagte, dass sie nun "enttäuscht" seien, weil es kaum eine Reaktion mit konkreten Vorschlägen seitens der Behörde gegeben habe. Er betonte jedoch, dass "der Dialog offen bleibt".

Silva erklärte seinerseits, man habe die Studenten aufgefordert, ihre Argumente für die Ablehnung der Bildungsreform darzulegen, "und uns wurde gesagt, dass dies in einer anderen Instanz behandelt werden würde". Er habe sie aufgefordert, die Besetzungen "zu analysieren", da sie seiner Meinung nach, "die Rechte von Tausenden Studenten" und auch von Arbeitnehmern "verletzen". Außerdem sollten sie die Fassaden der Bildungseinrichtungen nicht weiter verschmutzen.

"Es gab dann einen ungünstigen Moment in der Diskussion, einen Schlagabtausch der Positionen", und "keinen Raum mehr für einen Dialog", sagte Valessi . Er bekräftigte, dass "wir Studenten weitermachen müssen: Es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie nicht aufgeben werden, und andere, die eher verhandelbar sind". Sie seien bereit, "die Kampfmaßnahmen fortzusetzen, aber auch, diese Verhandlungsräume zu erhalten".

Am Verhandlungstisch erklärten die Sprecher der Ausbildungszentren, eine ihrer Hauptsachen sei, dass "etwa 15 Prozent der Studentenschaft" Stipendien bekommen, so Bustelo. Dieser Prozentsatz sei im Verhältnis zur Zahl derer, die es brauchen, "sehr niedrig" und derzeit "das Minimum", das man anstrebe. Auch zu diesem Punkt hätten sie keine Antwort erhalten. "Die Verantwortung wird abgeschoben: Wenn wir im Codicen sind, heißt es, dass es sich um Beschlüsse des Rates für Bildung und Ausbildung handelt, und wenn wir beim Rat sind, heißt es, dass es Sache des Codicen ist", kritisierte Valessi.

Bustelo erklärte weiter, dass die von der Behörde für das öffentliche Bildungswesen für 2023 vorgesehene Reform "im Widerspruch zu den Lehrern und Studenten steht", und sie daher ihre Forderung wiederholten, die Umsetzung auf 2024 zu verschieben. Ihrer Ansicht nach ist eine weitere Debatten erforderlich, da es sich um ein "wichtiges Thema handelt, das viel Diskussion und Lektüre erfordert".

Silva machte jedoch deutlich, dass die Umgestaltung im Bildungswesen nicht gestoppt werde: "Wir können diskutieren und weitere Beteiligungsinstanzen schaffen, aber im Jahr 2023 werden die Änderungen in der Ausbildung von Erziehern beginnen", betonte er. Vorwürfe der mangelnden Beteiligung von Lehrern und Schülern wies er zurück: Fachteams aus Lehrern hätten die Reformdokumente erstellt.

Zum Inhalt der Reform erklärte Bustelo, sie habe "privatisierenden" Charakter, weil "sie begünstigt, dass Menschen private Bildung der öffentlichen vorziehen". Und sie ziele darauf ab, "dass sich die Lehrer ausschließlich auf die Kompetenzen, auf die technischen und spezifischen Aspekte jedes Fachs konzentrieren", was "ziemlich ernst ist hinsichtlich der Ausbildung der Menschen und viele Entwicklungsmöglichkeiten außer Acht lässt", sagte die Ceipa-Sprecherin. Der aktuelle Lehrplan enhalte "viele Dinge, die falsch sind". Die Lehramtsstudenten sind jedoch der Auffassung, dass die Reform in ihrer jetzigen Form "alles noch viel schlimmer macht".

Der vorgesehene neue Lehrplan, gefährde "die intellektuelle und berufliche Entwicklung von Lehrenden und Studierenden", schaffe prekäre Arbeitsbedingungen schaffe, de-professionalisiere zukünftige Lehrkräfte und verletze den "Grundsatz der akademischen Freiheit", so die Kritik.