Kuba / Wirtschaft / Politik

Nach zwei Jahren: Kuba verkauft wieder Devisen

Schritt zur Stabilisierung des Peso-Wechselkurses. Verkauf pro Person auf 100 US-Dollar bzw. Äquivalent in anderen Währungen begrenzt. Kurse deutlich attraktiver als auf dem informellen Markt

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Wirtschatsminister Gil: "Die beste Währung für das Land ist nicht der Dollar"
Wirtschatsminister Gil: "Die beste Währung für das Land ist nicht der Dollar"

Havanna. Kubas Zentralbank verkauft wieder US-Dollar und andere Währungen an die Bevölkerung. Dies kündigte Kubas Wirtschaftsminister Alejandro Gil am Montagabend zusammen mit Zentralbankchefin Marta Sabina Wilson González in einer Sondersendung an. Am Dienstag hat der Verkauf landesweit an zunächst 37 Wechselstuben begonnen. Damit wird die Einführung des Devisenmarkts komplettiert, die am 4. August mit dem Ankauf von Fremdwährung begonnen hat.

Der Wechselkurs bleibt mit 120 Pesos pro Dollar identisch. Allerdings fällt die Gebühr beim Verkauf der US-Währung mit drei Prozent günstiger aus als bei den übrigen Devisen, wo eine Kommission von fünf Prozent erhoben wird. Beim Ankauf beträgt die Kommission auf den Dollar hingegen acht Prozent. Damit sollen Anreize für den Verkauf anderer Währungen an den Staat gesetzt werden.

Zunächst wird der Devisenverkauf nur für Privatpersonen und in bar stattfinden. Aufgrund der geltenden US-Finanzsanktionen, welche die Nutzung des Dollars durch kubanische Banken verbieten, wird die US-Währung weiterhin nicht für Einzahlungen auf Devisenkonten akzeptiert. Euro und andere Währungen können jedoch auf entsprechende Konten eingezahlt werden, über die der Einkauf in den Fremdwährungsgeschäften (auf Kuba MLC, moneda libremente convertible, genannt) möglich ist. In einem späteren Schritt soll der Umtausch mit Ausnahme des Dollars bargeldlos über das Bankkonto möglich sein. "Die beste Währung für das Land ist nicht der Dollar", erklärte Gil. Auch Unternehmen werden Zugang zum Devisenmarkt erhalten.

Ein Dollar kann für 123,6 Pesos erworben werden, ein Euro für 125,1 Peso. Damit ist der Kurs deutlich attraktiver als auf dem informellen Markt, wo ein Dollar derzeit für 140 Pesos gehandelt wird. Der Erwerb ist allerdings zunächst auf 100 Dollar pro Person bzw. das entsprechende Äquivalent in anderen Währungen begrenzt.

Wie Gil erklärte, wird sich der Devisenmarkt aus den im Ankauf erworbenen Mitteln finanzieren und stellt ein geschlossenes System dar. Seit Einführung des neuen Wechselkurses Anfang des Monats hätten sich die Umtäusche verzehnfacht, wenn auch von niedrigem Niveau ausgehend. Die am meisten eingenommene Währung war der Euro.

Um das vorerst knappe Angebot zu regulieren, werden die Filialleiter der beteiligten Wechselstuben zu Beginn jedes Tages die verfügbare Devisenmenge bekanntgeben und auf dieser Basis die Anzahl der Wartenummern definieren. Damit sollen Schlangen vermieden werden. "Der Markt wird auf eigener Grundlage funktionieren, wobei Parameter wie Gebühren, Wechselkurs und Umtauschlimits stetig angepasst werden", so Zentralbankchefin González.

Aufgrund des akuten Devisenmangels hatte Kuba im Jahr 2020 den Verkauf von Fremdwährungen schrittweise eingestellt. In Folge des fehlenden Angebots war nach der Währungsreform 2021 ein informeller Währungsmarkt entstanden, dessen Kurse als Grundlage für den neuen Devisenmarkt gedient haben. Damit erhalten Kubaner und ausländische Besucher nach zwei Jahren erstmals wieder eine legale Möglichkeit, Pesos in beide Richtungen zu tauschen.

Ziel der Maßnahme ist es, neue Einnahmen für Verkäufe in Landeswährung zu erschließen und den Wechselkurs zu stabilisieren. Wie sich der informelle Markt jetzt entwickelt, wird von der Akzeptanz und Stabilität des neuen Angebots abhängen. Der offizielle Kurs von 24:1 für den Staatssektor bleibt bestehen, mittelfristig will Kuba über den Devisenmarkt wieder zu einem einheitlichen Wechselkurs für alle Sektoren zurückkehren.