Venezuela / Wirtschaft

Venezuela steigert Ölexporte, neue Investitionen in Aussicht

Weitere Lockerungen von Sanktionen erwartet. Erste Erdöllieferungen in EU-Staaten. US-Unternehmen präsentieren konkrete Planungen für neue Joint Ventures mit der venezolanischen Ölindustrie

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Mitarbeiterinnen des staatlichen Erdölkonzerns Pdvsa
Mitarbeiterinnen des staatlichen Erdölkonzerns Pdvsa

Caracas. Venezuelas Erdölexporte sind im Juni um 61 Prozent auf 630.500 Barrel pro Tag gestiegen. Dies ist vor allem auf den ersten Export von Rohöl nach Europa seit zwei Jahren zurückzuführen. Zuvor hatte das US-Außenministerium den europäischen Ölkonzernen Eni (Italien) und Repsol (Spanien) den Import venezolanischen Öls erlaubt (amerika21 berichtete).

Die USA haben damit erstmals die völkerrechtswidrigen extraterritorialen Sanktionen gegen Venezuela etwas gelockert. Mit ihrem Sanktionsregime gegen Venezuela drohen die USA auch Firmen aus Drittstaaten Strafmaßnahmen an, wenn sie mit dem venezolanischen Staat oder staatlichen Unternehmen aus dem südamerikanischen Land Handel treiben. Grund für die Sondergenehmigung für Eni und Repsol ist, dass die USA es Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ermöglichen wollen, alternative Quellen zu russischem Öl zu erschließen, nachdem die USA und EU gegen Russland ebenfalls Sanktionen verhängt haben, die den Ölimport betreffen.

Gleichzeitig mehren sich die Hinweise, dass weitere Lockerungen der Sanktionen gegen Venezuela folgen könnten. Ende Juni besuchte eine hochrangige Delegation der US-Regierung Caracas. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro sprach in der Folge von einer "bilateralen Agenda zwischen der US-Regierung und der venezolanischen Regierung".

Die Karibische Gemeinschaft (Caricom), ein Zusammenschluss karibischer Staaten, sprach sich anlässlich eines Gipfeltreffens am vergangenen Dienstag für ein Ende der US-Sanktionen aus. Viele karibische Länder hatten in der Vergangenheit über das Programm Petrocaribe vergünstigtes Öl aus Venezuela bezogen, bevor eine Verschäftung der Sanktionen durch die USA dieser Praxis ein Ende bereiteten.

Auch aus der Privatwirtschaft gibt es Zeichen für eine Annäherung und bevorstehende Investitionen in den venezolanischen Erdölsektor. Die beiden US-amerikanischen Investmentfonds Gramercy Funds Management und Atmos Global Energy gaben am Dienstag die Schaffung eines Joint Ventures mit dem venezolanischen Unternehmen Inelectra Group bekannt, das an einem Offshore-Ölförderprojekt vor Venezuelas Ostküste beteiligt ist. Der Zweck des Joint Ventures ist nach Angaben der US-Fonds die Exploration und Förderung von Öl- und Gasressourcen. Damit eine solche Tätigkeit effektiv aufgenommen werden kann, sind jedoch noch Bewilligungen von offiziellen Stellen in den USA und Venezuela notwendig.

Der US-Ölkonzern Chevron plant indes Berichten zufolge eine Ausweitung seiner Tätigkeiten in Venezuela. Derzeit verhandelt das Unternehmen mit der venezolanischen Regierung die Erneuerung seiner Verträge mit der staatlichen Ölgesellschaft Pdvsa. Dazu erhielt Chevron, als einzige US-Ölfirma, die derzeit in Venezuela aktiv ist, eine Ausnahmegenehmigung der US-Regierung (amerika21 berichtete). Gerüchten zufolge soll Chevron dabei eine Ausweitung seiner Engagements im Rahmen der Joint Ventures anstreben, um eine größere Kontrolle über die Ölförderung und den Export zu erlangen. So stünden für die Firma gute Geschäfte in Aussicht, falls die Sanktionen gelockert und die Exportmengen weiter steigen würden.