Costa Rica / Soziales

Costa Rica: "Pura Vida" nur für Reiche und Touristen

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Im Barrio La Carpio in Costa Ricas Hauptstadt San José
Im Barrio La Carpio in Costa Ricas Hauptstadt San José

San José. Aus einer aktuellen Schätzung des Nationalen Instituts für Statistik und Zensus (Instituto Nacional de Estadística y Censos) in Costa Rica geht hervor, dass jeder dritte Haushalt von Armut betroffen ist, 8,98 Prozent leben sogar in extremer Armut. Die Daten der Studie zeigen dabei ein großes Stadt-Land-Gefälle. Im August sollen die offiziellen Zahlen veröffentlicht werden.

Das Land zwischen Pazifik und Karibischem Meer ist bei Vielen als "Urlaubsparadies" mit traumhaften Stränden, einer einzigartige Fauna und Flora sowie lebensfrohen Bewohnern bekannt. Im jährlichen World Happiness Report belegt die "Schweiz Lateinamerikas" immer einen der oberen Plätze und liegt noch vor Deutschland.

Der Hochschule für Wirtschaftswissenschaften (Colegio de Ciencias Económicas) liegen nun Zahlen vor, dass in ländlichen Gebieten 34,8 Prozent der Haushalte unterhalb der Armutsgrenze leben und 12,4 Prozent sogar von extremer Armut betroffen sind. Im Gegensatz dazu halbiert sich die Zahl der in extremer Armut lebenden Haushalte im städtischen Raum und liegt bei 5,9 Prozent, während 27,1 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze leben. Dabei ist zu beachten, dass die Berechnungen unter der Annahme stehen, dass die Haushalte über ein regelmäßiges Einkommen verfügen, sodass jede Veränderung des Einkommens die Schätzungen nach oben oder unten verändern kann.

Ennio Rodríguez, Präsident der Hochschule, interpretiert das vorläufige Ergebnis wie folgt: "Die Auswirkungen der Inflation auf die Armut stellen eine besorgniserregende Entwicklung und eine Herausforderung für die Regierung dar. Besonders kritisch ist der Anstieg der extremen Armut, die fast neun Prozent erreicht hat. Wir möchten auf die Prekarisierung in ländlichen Gebieten aufmerksam machen. Diese Situation im ländlichen Raum erklärt sich aus der unterschiedlichen Entwicklung, dem niedrigen Produktivitätsniveau und den akuten Problemen der Arbeitslosigkeit, von denen insbesondere die ländlichen Gebiete betroffen sind, in denen Armut und Ungleichheit von jeher über dem nationalen Durchschnitt liegen."

Darum empfiehlt das Colegio die Durchführung folgender staatlicher Maßnahmen, um die Armut im Land zu bekämpfen: Geldtransfer an Haushalte, die von extremer Armut betroffen sind, Subventionierung einiger Dienstleistungen und Güter wie z. B. des öffentlichen Nahverkehrs sowie gezielte Programme und Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut im ländlichen und städtischen Raum. Vor allem die Verringerung der extremen Armut sowohl in den Städten als auch auf dem Land müsse dabei im Fokus stehen.