Abgeordnetenhaus in Chile beschließt Gesetz gegen Diskriminierung an Schulen

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José Matías Guevara nahm sich mit 15 Jahren das Leben, nachdem er an seiner Schule zum Opfer von Mobbing wurde
José Matías Guevara nahm sich mit 15 Jahren das Leben, nachdem er an seiner Schule zum Opfer von Mobbing wurde

Santiago. Das chilenische Abgeordnetenhaus hat das Gesetz "José Matías" für ein geschützteres Umfeld für Schüler:innen in Bildungseinrichtungen beschlossen. Es soll alle Arten von Diskriminierung und Gewalt aufgrund von Geschlechts- und sexueller Identität in Schulen sanktionieren.

Der Entwurf, der nun vom Senat bewilligt werden muss, wurde mit 94 zu 22 Stimmen angenommen, es gab 22 Enthaltungen.

Laut dem Bildungsministerium sollen mit dem "Ley José Matías" das allgemeine Gesetz über Erziehung sowie das Staatliche Förderungsgesetz überarbeitet werden, um den Zusammenhalt an Schulen zu stärken sowie diskriminierendem Verhalten vorzubeugen und dieses zu ahnden.

Zu den Kernpunkten des Entwurfs zählt unter anderem, dass Eltern, Schüler:innen und die Schulgemeinschaft über geltende Rechte und Bestimmungen zur Achtung sowie Inklusion von Geschlechtervielfalt in Schulen informiert werden müssen. Zudem soll jede Bildungseinrichtung über ein Team verfügen, das sich für ein besseres Gemeinschaftsleben an der Schule einsetzt und Unterstützung für Kinder und Jugendliche bietet, die von Mobbing und Diskriminierung betroffen sind.

Ein weiterer Aspekt ist die Verpflichtung der Schulen, Fälle von Mobbing beim zuständigen Familiengericht anzuzeigen. Bislang gelten hier lediglich die internen Regelungen der jeweiligen Bildungseinrichtungen. Des Weiteren sieht das Gesetz Sanktionen gegen führende Mitarbeiter:innen der Schulen vor, sollten die Maßnahmen zum Schutz von Mobbingopfern nicht erfüllt werden.

Emilia Schneider, Abgeordnete der Partei "Comunes", sagte dazu, dass die Befürwortung des "Ley José Matías" ein grundlegender Schritt in Richtung eines weniger sexistischen Bildungssystems sei. Sie hoffe nun, dass auch der Senat die Wichtigkeit dieses Anliegens erkenne und die notwendige Zustimmung der verschiedenen politischen Fraktionen kommen werde, "um entscheidende Fortschritte in der Beseitigung von Diskriminierung an den Schulen Chiles zu erzielen."

Auch Juan Santana, Vorsitzender des Bildungsausschusses, begrüßte den Beschluss, ebenso wie der Bildungsminister Marco Antonio Ávila, der die Achtung der Menschenrechte bei diesem Anliegen betonte.

Hintergrund des Gesetzes ist der Fall von José Matías Guevara, ein früherer trans* Schüler am Colegio Sagrado Corazón de Jesús in Copiapó, der 2019 im Alter von 15 Jahren Suizid beging, nachdem er an seiner Schule zum Opfer von Mobbing wurde. Daraufhin wandte sich seine Mutter, Marcela Guevara, an das Abgeordnetenhaus und bat um ein Gesetz zum besseren Schutz von Transgender-Personen.