Kolumbien / Militär / Politik

Ex-Soldat wirft Armee-Chef von Kolumbien Kooperation mit Paramilitärs vor

Unter Verschluss gehaltene Akte belegt Verbindungen von General Zapateiro zu den AUC. Zeuge bestätigt Fälle konkreter Zusammenarbeit im Jahr 2009

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In seiner Zeit als Brigadegeneral soll Armee-Chef Eduardo Zapateiro mit Paramilitärs kooperiert haben
In seiner Zeit als Brigadegeneral soll Armee-Chef Eduardo Zapateiro mit Paramilitärs kooperiert haben

Bogotá et al. Die Veröffentlichung bislang unter Verschluss gehaltener Dokumente bringt den Kommandeur der kolumbianischen Landstreitkräfte, General Eduardo Zapateiro, mit paramilitarischen Organisationen in Verbindung. Eine bereits seit 14 Jahren aufbewahrte Akte der Staatsanwaltschaft weist Zapateiro eine direkte Verbindung zu den "Vereinten Selbstverteidigungskräften Kolumbiens" (AUC) während seiner Zeit als Brigadegeneral im Urabá-Gebiet im Departamento Antioquia nach.

Das Dokument enthält die Zeugenaussage eines ehemaligen Soldaten namens Carlos Arturo Furnieles.

Mit dem Aufkommen der Akte bestätigte Furnieles nun erneut die Richtigkeit seiner Aussage aus dem Jahr 2009, wo er erstmals die verdeckte Zusammenarbeit zwischen Armee und Paramilitärs offenbarte. Im selben Jahr soll Zapateiro in der Gemeinde Chigorodó den AUC dabei geholfen haben, Gewalt gegen Zivilsten auszuüben. Um die Verbindungen zwischen Paramilitärs und Armee für die Zivilbevölkerung zu vertuschen, wurden damals zahlreiche Militäreinsätze gegen die AUC simuliert. Laut Aussage des Ex-Soldaten kooperierten die beiden Verbände aber in Wahrheit miteinander.

Ein Beispiel dieser Kooperation ist der Mord am Lehrer Jesús María Barreneche Zuleta. Das Attentat auf Zuleta wurde von Seiten des Staats nie geprüft, obwohl Bewohner:innen lautstark protestierten und es Zeugen:innen gab, die gesehen haben wie der Lehrer von Uniformierten aus seinem Haus getragen wurde.

Furnieles erinnert sich daran, dass die Anwohner:innen zunächst das Militär der Tat bezichtigten. Schnell wurde aber klar, dass eine in Chigordó ansässige paramilitärische Einheit Barreneche für einen Sympathisanten der Guerilla gehalten und dann getötet hatte.

Die Brigade unter dem Kommando von General Zapateiro überfiel ein paar Tage später das nahegelegene Lager der dort ansässigen Paramilitärs, um der Zivilbevölkerung den entschlossenen Einsatz des Heeres gegen derartige Verbrechen vorzutäuschen. Furnieles, der damals der Einheit unter Zapateiro angehörte, bestätigte, dass die meisten Schüsse in die Luft und nicht auf Paramilitärs fielen und jeder Bescheid wusste, dass sich sämtliche Mitglieder der AUC zum Angriffszeitpunkt außerhalb des Camps befanden.

Dieser Fall der Zusammenarbeit der Streitkräfte mit ortsansässigen paramilitärischen Gruppen ist keine Ausnahme, sondern reiht sich in eine lange Liste von Verflechtungen staatlicher Behörden mit gewalttätigen Organisationen ein (amerika 21 berichtete). Beide Anwärter auf das Amt des Präsidenten – Gustavo Petro und Rodolfo Hernández – wollen diese Verknüpfungen endlich kappen.

Während Hernández im Wahlkampf doch eher sachte Töne über Social Media verbreitete, prangerte Petro regelmäßig die Missstände im kolumbianischen Heer an.

Auf seinem Twitter-Kanal hat der linke Kandidat unlängst noch auf die Verstrickungen der Armee zu narco-paramilitärischen Gruppen wie dem "Clan del Golfo" hingewiesen. Dies hatte wenige Tage vor dem ersten Wahlgang für Furore gesorgt, denn General Zapateiro mischte sich aktiv in den Wahlkampf ein und sprach sich klar gegen die Wahl Petros zum Präsidenten aus (amerika21 berichtete).

Mehrere unabhängige Journalist:innennetzwerke berichteten unlängst darüber, dass sich Zapateiro im Laufe seiner Karriere mehreren Gerichtsverfahren wegen Unregelmäßigkeiten unterziehen musste. Im Mai wurde ein Verfahren wegen Korruption gegen ihn eingeleitet. Zwischen 2013 und 2014 war er als Kommandant der 5. Brigade in Bucaramanga zuständig. Öffentliche Gelder sollen damals mit privaten Unternehmen in Verbindung gebracht und veruntreut worden sein.