Brasilien: Weiterhin Unklarheit über Schicksal von verschwundenem Journalisten

Widersprüchliche Informationen ranken sich um das Verschwinden von Dom Phillips und Bruno Pareira im Amazonasgebiet. Verdächtiger festgenommen

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Seit dem 5. Juni vermisst: der britische Journalist Dom Phillips
Seit dem 5. Juni vermisst: der britische Journalist Dom Phillips

Atalaia do Norte et al. Noch herrscht Unklarheit im Fall des verschwundenen britischen Journalisten Dom Phillips und des brasilianischen Indigenen-Experten Bruno Pereira. Beide werden seit dem 5. Juni im indigenen Gebiet Vale do Javari im Amazonas vermisst. Medienberichten zufolge stand der Botschafter von Großbritannien in Brasilien bereits mit den Angehörigen von Phillips in Kontakt und bestätigte ihnen die Entdeckung ihrer Leichen, die hängend an einem Baum gefunden worden seien. Die brasilianische Bundespolizei (PF) streitet das Auffinden der beiden Männer ab.

Die verbreitete Information, die Leichen von Pereira und Phillips wären identifiziert worden, ist nicht korrekt – so die Erklärung der PF. Am Sonntag gab die Institution allerdings bekannt, dass ein Rucksack sowie eine Reihe persönlicher Gegenstände der beiden Vermissten von Tauchern der Feuerwehr gefunden worden seien.

Präsident Jair Bolsonaro bewertet den Fall pessimistisch. "Es wird sehr schwierig sein, sie lebend zu finden", sagte das Staatsoberhaupt gegenüber der Presse.

An der Suchaktion im Westen des Amazonas ist neben der Polizei auch die Vereinigung der indigenen Völker von Vale do Javari (Univaja) beteiligt. Univaja bestätigte, ein Boot gefunden zu haben, das zu Pereira und Phillips gehören könnte. Aufgrund von Spuren am Rande einer Schlucht geht die Organisation davon aus, dass ein Boot an die Stelle geschleppt worden sein könnte.

In der Nähe des Fundorts ist ein weiteres Boot entdeckt worden, das im Besitz von Amarildo da Costa de Oliveira sei. Dort gefundene Blutspuren sollen durch das Nationale Institut für forensische Wissenschaft der PF analysiert werden. Oliveira wurde bereits zuvor verdächtigt, in den Fall verwickelt zu sein. Der 41-Jährige soll laut Zeugenaussagen Phillips und Pereira einen Tag vor ihrem Verschwinden mit einer Waffe bedroht haben. Vergangenen Donnerstag wurde der Verdächtigte von der diensthabenden Richterin Jacinta Santos im Bezirk Atalaia do Norte vorerst für 30 Tage festgenommen. Details zu weiteren Ermittlungen bleiben geheim.

Derweil nimmt der nationale sowie internationale Druck weiter zu. Proteste in Brasilien wie in Rio de Janeiro, Salvador oder Belém werden von Künstler:innen und Aktivist:innen begleitet. Auch die Interamerikanische Menschenrechtskommission forderte sofortige Maßnahmen der brasilianische Regierung, die Lage der Verschwundenen zu ermitteln.

Der in Brasilien lebende Phillips und sein Begleiter waren auf dem Weg zur Gemeinde Atalaia do Norte, als beide verschwanden. Pereira begleitete den Journalisten bei seinen Recherchen für sein Buch "How to Save the Amazon" als Experte.

Ihr Verschwinden ist kein Einzelfall und zeigt das Ausmaß der Landkonflikte im Amazonas. Dem Bericht der Pastoralen Landkommission (CPT) zufolge stieg die Zahl der Konflikttoten in den ländlichen Gebieten Brasiliens zwischen 2020 und 2021 um 1.000 Prozent an. 52 Prozent aller dokumentierten Landkonflikte sind im Amazonas verortet.

Univaja kritisiert bereits seit Längerem die Untätigkeit gegen Eindringlinge in ihr Gebiet Vale do Javari – insbesondere von illegalen Fischer:innen – und die wiederholte Gewalt gegenüber Indigenen und Aktivist:innen. Das an Peru grenzende Gebiet gehört mit 8,5 Millionen Hektar zum zweitgrößten Indigenenreservat Brasiliens.