Argentinien baut 600 Kilometer lange Gaspipeline

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Präsident Fernández (Mitte) mit Mitarbeiter:innen der staatlichen Ölgesellschaft YPF, die den Bau der Ölpipeline leitet
Präsident Fernández (Mitte) mit Mitarbeiter:innen der staatlichen Ölgesellschaft YPF, die den Bau der Ölpipeline leitet

Neuquén. In Argentinien laufen die Vorbereitungen für den Bau der Pipeline für Gas aus der Ölschiefer-Lagerstätte Vaca Muerta auf Hochtouren. Die Leitung wird nach Ex-Präsident Néstor Kirchner (2003-2007) benannt und soll die energiepolitische Position des Landes festigen.

Die Pipeline wird planmäßig von Tratayén (Provinz Neuquén), über Salliqueló (Buenos Aires) bis nach San Jerónimo (Santa Fe) im Nordosten des Landes verlaufen. In der Metropolregion Buenos Aires sollen ab dem Winter 2023 pro Tag elf Millionen Kubikmeter mehr Gas zur Verfügung stehen und die Energieimporte ersetzen. Der letzte Abschnitt des Projekts bis nach Santa Fé soll im Jahr 2025 abgeschlossen sein.

Bisher ist Argentinien auf Importe unter anderen aus Bolivien angewiesen, da die bestehenden Leitungen zu klein sind, um das eigene Gas aus dem Süden im Land zu verteilen.

Die neue Pipeline soll Exporte nach Chile und Brasilien sowie Flüssiggas-Exporte auch nach Europa ermöglichen. Derzeit werden auf der geplanten Strecke in Zusammenarbeit mit der Universität Buenos Aires (UBA) Studien zur Umwelt- und Sozialverträglichkeit des Projekts durchgeführt.

Ende April hatte Präsident Alberto Fernández die Region um Vaca Muerta besucht und sich auch mit Vertretern von "Bündnis Mapuche in Neuquén" getroffen. Sprecher Gabriel ‘Rolo’ Cherqui forderte den Einbezug der Mapuche-Gemeinschaften in die Planung der Gaspipeline.

Die bisherigen Fracking-Aktivitäten hätten bereits Mapuche-Land verwüstet, heißt es in einem Schreiben an Fernández. "Ohne Bereinigung, Kontrolle und vorherige Konsultation der betroffenen Mapuche-Gemeinschaften wird es nicht möglich sein, die Gaspipeline innerhalb unseres Territoriums zu bauen". Die Mapuche berufen sich damit auch auf das Übereinkommen 169 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Es besagt, dass indigene Völker konsultiert werden müssen, wenn sie von gesetzgeberischen oder administrativen Maßnahmen der Regierung unmittelbar betroffen sind. Nach den Protesten scheint das Projekt nun gezielt um das betroffene Mapuche-Territorium herum umgeleitet zu werden.

Seit Anfang dieser Woche befindet sich Präsident Fernández gemeinsam mit Außenminister Santiago Cafiero, Wirtschaftsminister Martín Guzmán und dem Minister für produktive Entwicklung, Matías Kulfas, auf Europareise. Am Mittwoch trifft er in Berlin Bundeskanzler Olaf Scholz. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, den Engpässen bei den Weizenlieferungen und den steigenden Energiepreisen sieht Argentinien die Chance, vermehrt Lebensmittel, Öl oder Flüssiggas auch in die EU zu exportieren.

"Vor dem Hintergrund einer Welt, die sich neu ordnet, ist das eine Chance für die kommenden Jahre. Mit dem laufenden Projekt zur Gaspipeline Néstor Kirchner und der voll funktionierenden Ölschiefer-Lagerstätte Vaca Muerte kann Argentinien die energetische Selbstversorgung erreichen und verstärkt exportieren", so die argentinische Regierung.