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Venezuela und Iran arbeiten gegen US-Sanktionen zusammen

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Die Ölminister von Iran und Venezuela, Javad Owji und Tareck El Aissami
Die Ölminister von Iran und Venezuela, Javad Owji und Tareck El Aissami

Caracas. Die Regierungen von Venezuela und dem Iran haben sich darauf verständigt, mehr "Wege und Mechanismen" zu schaffen, um den US-Sanktionen zu begegnen und ihre Ölindustrie zu stärken.

Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro traf sich in Caracas mit Irans Ölminister Javad Owji, um eine engere Zusammenarbeit im Energiebereich zu vereinbaren.

In einem Twitter-Post bedankte sich Maduro für die anhaltende Unterstützung des Irans bei den Bemühungen des Karibikstaates, seine Wirtschaft unter den US-Sanktionen zu sanieren. Er versicherte, seine Regierung werde, "den Weg des gegenseitigen Nutzens und der Komplementarität für unsere Völker“ fortsetzen.

Owji traf zu Arbeitstreffen auch mit Venezuelas Vizepräsidentin Delcy Rodríguez und Ölminister Tareck El Aissami zusammen.

"Die Länder besprachen weitere Möglichkeiten zur Intensivierung der bilateralen Zusammenarbeit im Öl-, Gas- und petrochemischen Sektor sowie den Multilateralismus und die Allianz zwischen Caracas und Teheran innerhalb der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC)", heißt es in einer Erklärung der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA.

Demzufolge brachte Minister Owji den Willen des Irans zum Ausdruck, weiterhin "Wege und Mechanismen zur Überwindung der einseitigen Zwangsmaßnahmen zu schaffen, die von der US-Regierung und ihren Verbündeten gegen das venezolanische Volk verhängt wurden".

Sein Besuch in Venezuela fand nur wenige Wochen nach Gesprächen einer US-Delegation mit Präsident Maduro in Caracas statt, als die Ölpreise aufgrund des Krieges zwischen Russland und der Ukraine weltweit in die Höhe schnellten. Die US-Regierung stellte jedoch später klar, dass eine Lockerung der Sanktionen gegen den Ölsektor von Caracas jetzt nicht auf der Tagesordnung steht.

Sowohl der Iran, ein wichtiger Ölproduzent, als auch Venezuela, das über die größten nachgewiesenen Ölreserven der Welt verfügt, wurden in den letzten Jahren vom Weißen Haus mit Sanktionen belegt.

Venezuela steht seit 2017 unter maximalem Druck, als das US-Finanzministerium Finanzsanktionen gegen PDVSA verhängte, gefolgt von einem Ölembargo im Jahr 2019 sowie Sekundärsanktionen gegen Reedereien und Zwischenhändler. Diese Maßnahmen führten dazu, dass PDVSA von den internationalen Märkten abgeschnitten wurde und ausländische Unternehmen nicht mehr an Öl-Joint-Ventures teilnehmen konnten.

Venezuela hat auch mit akutem Treibstoffmangel zu kämpfen, nachdem Washington Anfang 2019 die in Houston ansässige PDVSA-Tochter Citgo beschlagnahmt und damit Treibstofflieferungen und dringend benötigte Einnahmen für das Land behindert hat. Die Situation verschärfte sich weiter, nachdem die USA die Einfuhr von Verdünnungsmitteln und Kraftstoffen verboten und dem Tausch von Rohöl gegen Diesel im Oktober 2020 ein Ende setzten.

Angesichts der verschärften Sanktionen begannen Venezuela und der Iran, ihre Zusammenarbeit im Energiebereich zu verstärken. Teheran bot Hilfe bei der Erholung der Ölindustrie an.

Im Laufe des Jahres 2020 realisierte der Iran mit zwei Konvois von Tankern unter angespannten Bedingungen mehrere Kraftstofflieferungen (amerika21 berichtete). Teheran schickte auch Katalysatoren, Ersatzteile und Techniker, um die Benzinproduktion in den Raffinerien Amuay und Cardon im Raffineriekomplex Paraguaná wieder in Gang zu bringen.

Die Zusammenarbeit wurde durch ein im September 2021 unterzeichnetes Abkommen über den Tausch von Öl gegen Kondensat weiter ausgebaut. Das leichte iranische Rohöl ist der Schlüssel, um PDVSAs extraschweres Rohöl in exportfähige Qualitäten umzuwandeln.

In den letzten Jahren hat Venezuela seine Handelsbeziehungen mit wichtigen verbündeten Ländern ausgebaut, um den Sanktionen zu begegnen.

Dazu gehört auch die Türkei. Am 29. April empfing die Regierung Maduro den türkischen Außenminister Mevlut Cavusoglu. Die beiden Länder unterzeichneten mehrere neue Abkommen in verschiedenen Bereichen und vereinbarten, die Zusammenarbeit und den Handel weiter auszubauen.