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Impfstoff aus Kuba jetzt auch in der Europäischen Union

Zusammenarbeit zwischen Italien und Kuba bringt Soberana 02 nach Europa. Noch immer keine Freigabe des Impfstoffes durch die Weltgesundheitsorganisation

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Sie unterzeichneten das Abkommen: Michelle Curto (Aicec-Vorsitzender, links), Vicente Vérez (IFV) und  Antonio Francesco Di Naro (Chef von Adienne Pharma & Biotech, rechts)
Sie unterzeichneten das Abkommen: Michelle Curto (Aicec-Vorsitzender, links), Vicente Vérez (IFV) und  Antonio Francesco Di Naro (Chef von Adienne Pharma & Biotech, rechts)

Havanna. Der kubanische Anti-Covid Impfstoff Soberana 02 soll in Italien produziert werden. Ein entsprechendes Abkommen wurde vergangene Woche im Rahmen des pharmazeutischen Kongresses BioHabana 2022 in Kubas Hauptstadt unterzeichnet.

Die Vereinbarung sieht die Herstellung, Abfüllung und Verpackung des Vakzins in Italien vor. Unterzeichnet wurde sie von Vertreter:innen des kubanischen Finlay-Instituts für Impfstoffe (Instituto Finlay de Vacunas, IFV), sowie der Schweizer-italienischen Firma Adienne Pharma & Biotech und der italienischen Agentur für den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch mit Kuba (Aicec).

Bisher ist der Impfstoff von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch nicht zugelassen worden. Die Anträge für Soberana 02 liegen dort seit Anfang des Jahres vor, für drei weitere kubanische Corona-Vakzine bereits seit September 2021. Auf Kuba wurde die schleppende Begutachtung kritisiert.

Mit der Produktion von Soberana 02 in Italien steigt bei kubanischen Forscher:innen die Hoffnung auf eine baldige Anerkennung und Zulassung der bereits vielfach eingesetzten Impfung. Vicente Vérez, einer der Entwickler des Vakzins und IFV-Generaldirektor, erklärte dazu, ein Ziel der Kooperation bestehe auch darin, die Zulassung durch die WHO und die Verbreitung des Vakzins auf internationaler Ebene voranzutreiben, so dass der "nachweislich sichere und wirksame Impfstoff" auch auf den europäischen und nordamerikanischen Markt gelangen könne. Dies erfordere Allianzen zur gemeinsamen Nutzung der Wissenschaft.

"Wir kennen die Ergebnisse, die wir mit der Impfung mit Soberana 02 in der Pädiatrie erzielt haben, sowie seine grundlegenden Beiträge zum Erfolg der nationalen Impfkampagne für Kinder, die einzige gegen Covid-19, die als solche konzipiert wurde", betonte Vérez.

Das Vakzin Soberana 02 wurde speziell für Kinder entwickelt und zeigt Studien zufolge einen hohen Schutz und kaum Nebenwirkungen. Zudem sind die Produktionskosten äußerst gering und Soberana stellt keine besonderen Logistik-Anforderungen für die Lagerung und den Transport, was den Impfstoff für viele Länder zugänglich machen könnte.

Kubanische Corona-Impfstoffe sind bereits seit dem vergangenen Jahr in mehreren lateinamerikanischen Ländern zugelassen, ebenso im Iran und in Vietnam. Im Iran werden zudem Impfdosen auf Grundlage des kubanischen Wirkstoffes produziert, weitere Kooperationen zur Herstellung bestehen unter anderem mit China, Argentinien und Venezuela.

Wie Dagmar García Rivera, Forschungsdirektorin des IFV, berichtete, ist das jüngste Abkommen ein weiterer Schritt in der Zusammenarbeit zwischen Italien und Kuba in der Corona-Pandemie:  "Diese Geschichte begann mit den ersten Gesundheitsbrigaden, die in den schwierigsten Momenten von Covid-19 nach Italien gingen, als man noch nicht wusste, was passieren würde." Im März 2020 reisten kubanische Mediziner:innen nach Turin und in die nördliche Lombardei, um vor Ort zu unterstützen. Die Lombardei war damals besonders stark von der Pandemie betroffen. Später fanden klinische Studien in Italien und Kuba mit dem Vakzin Soberana Plus statt, das für Menschen gedacht ist, die entweder genesen sind oder bereits einen anderen Impfstoff gegen Sars-Cov-2 erhalten haben. So bekamen bei der Beobachtungsstudie "Soberana Plus-Turín" Italiener:innen im Alter von 19 bis 59 Jahren eine Dosis als Auffrischung verabreicht.

Eine Petition, die von italienischen Bürger:innen Anfang des Jahres initiiert wurde, fordert indes die Zulassung des Vakzins in Italien und der Europäischen Union. Die zuständigen Behörden (in Italien die Aifa, in der EU die Ema) sollten "die Wirksamkeit des kubanischen Soberana-Impfstoffs gegen Covid anhand objektiver Kriterien bewerten und seine Verwendung in Italien und der EU zulassen." Die Wahl der Impfstoffe gegen diese schwere Pandemie dürfe nicht "der monopolistischen Logik der großen multinationalen Pharmakonzerne untergeordnet werden", heißt es darin weiter.