Journalismus und Literatur in Lateinamerika nach wie vor Männerdomäne

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"Frauen mit der Macht des Wortes. Die Beteiligung von Journalistinnen und Schriftstellerinnen in Ecuador, Guatemala, Honduras, Mexiko und Nicaragua."
"Frauen mit der Macht des Wortes. Die Beteiligung von Journalistinnen und Schriftstellerinnen in Ecuador, Guatemala, Honduras, Mexiko und Nicaragua."

London. Nur 30 Prozent der redaktionellen, journalistischen und schriftstellerischen Produktion in Lateinamerika stammt aus der Feder von Frauen.

Die Studie "Frauen in der Macht des Wortes" untersucht die Geschlechter(un)gerechtigkeit in fünf lateinamerikanischen Ländern: Mexiko, Nicaragua, Honduras, Ecuador und Guatemala. Sie wurde von der Organisation Pen International mit Unterstützung der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) verfasst.

Pen, ursprünglich ein Akronym für "Poets, Essayists, Novelists", ist ein internationaler Autor:innenverband mit Hauptstandort in London und Zentren in insgesamt 146 Ländern. Er wurde am 5. Oktober 1921 von der englischen Schriftstellerin Catherine Amy Dawson Scott in London gegründet.

Im Bericht geht es um die Präsenz von Schriftstellerinnen und Journalistinnen in der Verlagsbranche, in Print- sowie digitalen Medien, auf Literaturfestivals und bei Preisverleihungen. Die durchschnittliche Teilhabequote liege bei "nur 30 Prozent", so die Pen-International-Koordinatorin für die Amerikas, Alicia Quiñones.

Im Falle Mexikos stellt der Bericht fest, dass nur jedes vierte Buch von einer Autorin geschrieben wird und dass auch in den wichtigsten Kulturressorts weibliche Verfasserinnen nur zu einem Viertel vertreten sind.

Die nicaraguanische Schriftstellerin und Dichterin Gioconda Belli spricht von "eingeschränkter Pressefreiheit" im Land, welche die journalistische Arbeit von Frauen zusätzlich erschwere. 

In Honduras stammen 20 Prozent aller journalistischen Meinungsbeiträge von Frauen, während im Verlagswesen 30 Prozent der veröffentlichten Bücher von Autorinnen publiziert worden sind.

Yolanda Alvarenga, Gründerin der Organisation "Asociación Nacional de Escritoras de Honduras" und Länderkoordinatorin, sagt:  "Die Marginalisierung betrifft insbesondere indigene, sexuell vielfältige und Schriftstellerinnen mit Behinderungen. Wir Frauen haben unser ganzes Leben lang geschrieben, aber wir haben es im Verborgenen getan. Sexismus und Patriarchat beherrschen weiterhin die verschiedenen Formen des Wissens in der Welt."

Ähnlich ist die Lage in Guatemala, wo nur 21 Prozent der literarischen und journalistischen Stellen mit Frauen besetzt sind.

In Ecuador liegt diese Zahl bei immerhin 40 Prozent. Zwischen 2016 und 2020 hat sich die Lage für Journalistinnen und Schriftstellerinnen in dem Andenland deutlich verbessert: im Jahr 2018 haben in Ecuador 40 Prozent aller nationalen Preise Frauen gewonnen.

Dem Bericht zufolge stellen digitale Medien und damit verbundene Formate wie Blogs oder Podcasts eine große Chance für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Journalismus und der Schriftstellerei dar. Zusätzlich könnten sich Frauen besser vernetzen.