Chile / Soziales

Schülerinnen protestieren in Chile gegen sexuelle Gewalt

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Nach dem Bekanntwerden der Vorfälle wurde der Unterricht an vielen Schulen suspendiert
Nach dem Bekanntwerden der Vorfälle wurde der Unterricht an vielen Schulen suspendiert

Santiago. Nachdem eine Gruppe von Schülern in den sozialen Medien zu Gruppenvergewaltigungen aufgerufen hat, demonstrieren Mädchen und junge Frauen für ihre Rechte und gegen patriarchale Gewalt. 

Die jungen Frauen fordern eine lückenlose Aufklärung der Vorfälle und eine Bestrafung der Schuldigen. Sie organisierten eine Demonstration zum Bildungsministeriums, an der sich solidarische Schüler und Eltern verschiedener Schulen beteiligten. Am Bildungsministerium wurde eine Sprechergruppe vom neuen Minister Marco Ávila zu einer Zusammenkunft eingeladen. Ávila kündigte ein umfassendes Gesetzesprojekt an, welche die aktuellen Vergehen sowie andere, seit Jahren erhobene Forderungen zur Reform des Schulalltags angehen soll.

Die Aggressoren sind Schüler vom Liceo José Victorino Lastarria, einer traditionsreichen, über 100 Jahre alten und hoch angesehenen Schule, die bis 2019 eine reine Jungenschule war. Eine Gruppe männlicher Jugendlicher hatte eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, in der sie Nacktfotos von minderjährigen Schülerinnen anderer Schulen austauschten und zu Einzel- und Gruppenvergewaltigungen aufriefen.

Die Schülerinnensprecherin der Mädchenschule Liceo Carmela Carvajal, Amapola Alchao, äußerte in einer morgendlichen Fernsehsendung, dass die Aggressoren bereits identifiziert seien. Zudem kritisierte sie die Schule Lastarria als eine Einrichtung, die nicht genügend gegen patriarchale Verhaltensweisen vorgehe und so frauenfeindlichen Tendenzen Vorschub leiste.

Evelyn Matthei, Bürgermeisterin der Gemeinde Providencia, in der die Schule liegt, reagierte umgehend auf die Vorfälle. Sie setzte den Unterricht in allen unter ihrer Verwaltung stehenden Schulen aus, um die Vorgänge zu untersuchen und die entsprechenden Verwaltungsvorschriften im Umgang mit sexuellen Belästigungen und Vergehen zu überarbeiten. Sie erklärte: "Ich hoffe, sie büßen mit Gefängnis."

Gegen die mutmaßlichen Aggressoren wurde Anzeige erstattet. Eine auf Cyberkriminalität spezialisierte Brigade der Kriminalpolizei ermittelt, um Beweise für eine Anklage zusammenzutragen.