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Karneval in Brasilien: Finanzielle Hilfen auch für Straßenverkäufer:innen?

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Der "Galo da Madrugada" eröffnet normalerweise jedes Jahr den Karneval in Recife
Der "Galo da Madrugada" eröffnet normalerweise jedes Jahr den Karneval in Recife

Recife. Mit brennenden Straßenblockaden fordern Straßenverkäufer:innen eine Aufnahme in das Projekt "Recife AMA Carnaval". Das Projekt soll denjenigen eine finanzielle Hilfe bieten, die durch die Absagen des Karnevals 2021 und 2022 finanzielle Verluste erlitten haben.

Auch dieses Jahr kann in der Stadt Recife aufgrund der aktuellen Corona-Situation kein Karneval stattfinden. Für viele Menschen bedeutet dies nicht nur Frustration, sondern auch große Lohneinbußen. Das Projekt “Recife AMA Carnaval” soll für alle am Karneval Beteiligten eine finanzielle Entschädigung bieten. Allerdings ist noch immer nicht klar, ob auch Straßenverkäufer:innen Anspruch auf die Unterstützung haben, wie es beispielsweise in der Nachbarstadt Olinda zugesichert wurde.

Mit Straßenblockaden im Stadtzentrum Recifes verlangen die Straßenverkäufer:innen gemeinsam mit der Gewerkschaft der informell Beschäftigten im Handelssektor (Sintraci) daher jetzt die Aufnahme in das Programm. "Was wir wollen, ist, dass informell Beschäftigte unterschiedslos in die Karnevalshilfe einbezogen werden”, erklärt der Gewerkschaftspräsident Edvaldo Gomes. Aktuell wurde eine Kommission von Straßenverkäufer:innen entsandt, um mit Mitgliedern des Stadtrats darüber zu diskutieren, teilt Gomes mit.

Auch andere Gruppen kritisieren das Projekt. Noch bis zum 18. März können sich Einzelpersonen und Gruppen registrieren. Wann das Geld dann jedoch ausgezahlt wird, ist noch nicht bekannt.

Nilo Oliveira vom Verband der Maracatu-Gruppen Olindas kritisiert, dass die Stadt Recife schon immer spät Geld für die Karnevalsteilnahme gezahlt habe, der Unterschied aber nun sei, dass auch keine privaten Feiern stattfinden, die normalerweise zu einem zusätzlichen Verdienst führen. Zudem werde der Zugang zu den Hilfen erschwert. Seine Gruppe konnte beispielsweise 2020 nicht am Karneval teilnehmen, weil sich Termine überschnitten hatten. Vergangenes Jahr erhielt er daher keine Hilfe, dieses Jahr wurde sie ihm versprochen, aber noch immer habe er keine Sicherheit über eine tatsächliche Auszahlung.

Um die finanzielle Unterstützung zu erhalten, müssen die Künstler:innen und Handwerker:innen eine Karnevalsteilnahme in den Jahren 2019 und 2020 nachweisen.

Oliveira und viele andere Personen hoffen, den Karneval in der Mitte des Jahres nachholen zu können.

Der Karneval ist für die Beteiligten nicht nur eine große Feier und eine Geldeinnahmequelle, sondern auch Teil der kulturellen Repräsentation: Der Nordosten Brasiliens ist geprägt von indigener und afrobrasilianischer Kultur. Diese spiegelt sich auch jedes Jahr in den Karnevalsblöcken wider. Transparente und Ansprachen gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie sind genauso Teil des Karnevals wie Musik, Tanz und Gemeinschaft.