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Erneut Verstrickungen von Militärführung und Paramilitärs in Kolumbien aufgedeckt

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Barrero Gordillo wird zahlreicher schwerer Verbrechen beschuldigt
Barrero Gordillo wird zahlreicher schwerer Verbrechen beschuldigt

Bogotá. Der ehemalige Oberbefehlshaber der kolumbianischen Streitkräfte, Leonardo Alfonso Barrero Gordillo, wird beschuldigt Teil einer paramilitärischen Organisation zu sein, die für den Clan de Golfo Verbrechen begeht und im Drogenhandel aktiv ist. Den Ermittlungen zufolge zahlte die kriminelle Organisation Millionengehälter an Offiziere und Soldaten der Armee, die Zuarbeiten durchführten und "bei der Beseitigung von Feinden" halfen.

Am 15. Februar veröffentlichte BluRadio Auszüge aus einem 663-seitigen Dokument, in dem die Generalstaatsanwaltschaft Ex-General Barrero Gordillo vorwirft, unter dem Decknamen "El Padrino" (Der Pate) der Drogenbande La Cordillera anzugehören. Die Gruppe begeht für die paramilitärische Organisation Clan del Golfo Verbrechen wie Morde und Vertreibungen. Diese kriminelle Struktur war früher bekannt als Autodefensas Gaitanistas de Colombia.

Von September 2019 bis Anfang 2022 soll der General vor allem im Departamento de Nariño Einfluss gehabt und direkt unter dem Kommando von Juan Larinson Castro alias "Matamba" gestanden haben, einem Hauptanführer des Clan del Golfo. Laut Generalstaatsanwaltschaft kontrollierte Matamba den Kauf und Verkauf von Kokainbase sowie die Verarbeitung in klandestinen Labors in ländlichen Gebieten zu Kokain. Von dort aus wurde die Substanz an die Küste von Nariño und weiter ins Ausland transportiert. Unter der Beteiligung von Armeeangehörigen konnte Matamba in weniger als sechs Monaten die vollständige Kontrolle über die Drogenproduktion und den Handel gewinnen. Hochrangige Kommandeure wie Barrero könnten für ihre Dienste für die Paramilitärs bis zu 30 Millionen Pesos erhalten haben.

Mit Barrero zusammen ist laut dem Dokument auch der Oberst Robinson González del Río in die Taten verstrickt. Er wurde bereits verurteilt für die illegale Ausbildung einer Konterguerilla und der Spezialeinheiten von Matamba sowie zahlreiche Fälle von außergerichtlichen Hinrichtungen. Mit Barrero soll er gemeinsam Armeeeinheiten versetzt haben, um sie in den Dienst der Paramilitärs zu stellen sowie Geheimdienstinformationen über Guerillamitglieder und Aktivist:innen an die Paramilitärs weitergegeben haben, um diese zu "eliminieren". Er versorgte Matamba mit Informationen über Operationen gegen ihn, den Standort von Truppen in dem Gebiet und mit technischen Geheimdienstberichten.

Barrero war von 2014 bis 2015 Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Nur sechs Monate nach seinem Amtsantritt veröffentlichte die Zeitschrift Semana eine Tonaufnahme, in der Barrero mit González del Río über die Gründung einer paramilitärischen Organisation sprach. Am 18. Februar 2014 wurde er auf Anordnung des damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos vorgeladen und vom Dienst suspendiert. Im Jahr 2015 trat Barrero der Partei des ultrarechten Ex-Präsidenten Álvaro Uribe, Centro Democrático, bei und kandidierte für das Gouverneursamt des Departamento de Cauca.

Nur massive Kritik von Menschenrechtsorganisationen im In-und Ausland konnte im Februar 2019 verhindern, dass Innenministerin Nancy Gutiérrez Barrero Gordillo zum Leiter für den "Aktionsplan zur rechtzeitigen Prävention und zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern, Sozialaktivisten und Journalisten" ernennt (amerika21 berichtete).

Im Mai 2021 sagte Barrero freiwillig vor der Sonderjustiz für den Frieden zu außergerichtlichen Hinrichtungen aus, die zwischen 2005 und 2008 in der Region registriert wurden, wo er zu der Zeit Kommandeur der Brigade war.