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In Mexiko wurden drei Journalisten innerhalb von drei Wochen ermordet

Bundesweit Proteste. Internationale Organisationen fordern Aufklärung und ein Ende der Gewalt gegen Medienschaffende

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Aufruf zu bundesweiten Protesten gegen die Ermordungen der drei Journalisten
Aufruf zu bundesweiten Protesten gegen die Ermordungen der drei Journalisten

Mexiko-Stadt. Nach der Ermordung von drei Journalisten innerhalb weniger Tage haben am Dienstag Proteste in 30 der 32 mexikanischen Bundesstaaten stattgefunden.

Die 53-jährige Journalistin María de Lourdes Maldonado aus dem Bundesstaat Baja California ist das aktuellste Opfer gewesen. Sie wurde am 23. Januar vor ihrem Haus in ihrem Auto erschossen. Die Täter feuerten aus einem Taxi mehrere Schüsse auf sie ab.

Maldonado arbeitete bei Televisa, dem größten nationalen Medienkonzern. Sie hatte ihre eigene Nachrichtsendungen bei den Radiosendern Radioformula und Sintoniza sin Fronteras (Senderauswahl ohne Einschränkung), wo sie über Korruptionsskandale in Tijuana berichtete. Ihre Recherchen veröffentlichte sie auch in den sozialen Medien.

Eine Woche vor ihrer Ermordung gewann Maldonado einen Prozess gegen den damaligen Gouverneur von Baja California, Jaime Bonilla, Mitglied der Morena Partei und Eigentürmer des Fernsehkanals PSN (Primer Sistema de Noticias). Das Verfahren ging um unrechtmäßige Kündigungen und nicht bezahlte Gehälter.

2019 prangerte sie bei der täglichen Pressekonferenz des mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador (Amlo) Morddrohungen gegen sie an: "Ich bin hier, um Ihre Unterstützung zu erbitten. Ich fürchte um mein Leben". Daraufhin wurde Maldonado in das staatliche Schutz-Programm für gefährdete Medienschaffende aufgenommen. Allerdings erhielt sie den Schutz nur ein paar Stunden pro Tag.

Einige Tage vor ihrer Ermordung hatte Lourdes Maldonado an den Protesten gegen den Mord an ihrem Kollegen, dem Fotojournalisten Alfonso Margarito Martínez Esquivel, in Tijuana teilgenommen.

Martínez, 49 Jahre alt, wurde am 17. Januar mit einem Kopfschuss vor seinem Haus in Tijuana getötet. Er arbeitete für die Tageszeitungen La Jornada de Baja California und Zeta. Wegen seiner investigativen Recherchen über die organisierte Kriminalität in Tijuana bekam Martínez Morddrohungen. "Die Ermittlungen über seinen Mord gehen in Richtung organisierte Kriminalität", berichtete am Mittwoch der Staatsanwalt von Baja California, Ricardo Iván Carpio Sánchez.

Eine Woche zuvor, am 10. Januar, wurde im Bundesstaat Veracruz José Luis Gamboa Arenas in der Nähe seines Hauses erstochen. Gamboa Arenas war Herausgeber der Online Zeitung Inforegio. Er, wie seine getöteten Kollegen, berichtete über politische Themen und über Korruptionsskandale in seiner Region. 

Die Europäische Union, Norwegen und Schweiz verurteilten in einer Erklärung die Morde an den drei Journalisten: "Wir wiederholen unseren Appell an die zuständigen Behörden auf Bundes- und Landesebene, alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen, um Journalisten wirksam zu schützen."

Das Büro des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Mexiko verurteilte ebenfalls die Taten und die zunehmende Gewalt gegen Journalisten: "Schwerste Angriffe auf Journalisten wie Verschwindenlassen und Mord stellen dramatische Verletzungen nicht nur der direkten Opfer, sondern auch des Rechts auf Information, der Meinungsfreiheit und des Pluralismus der gesamten demokratischen Gesellschaft dar", heißt es in dem Kommuniqué. 

Dieses internationale Organ dokumentierte acht ermordete und zwei verschwundene Journalisten allein im Jahr 2021.  

Der Präsident Mexokos berichtete in seiner Pressekonferenz diesen Mittwoch, dass die Ermittlungen im Fall Maldonado begonnen hätten. Er werde nach und nach darüber informieren: "Wir sollten über die Gründe nicht spekulieren", merkte er an.

Nach Angaben der unabhängigen Organisation Articulo 19 wurden während der Regierung von Amlo seit 2018 27 Medienschaffende wegen ihrer journalistischen Arbeit ermordet.