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Fragwürdiger Landverkauf in Paraguay: Großgrundbesitzer bietet 130.000 Hektar Land an

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Seit vielen Jahren kämpfen Kleinbauern und indigene Gemeinschaften in Paraguay gegen Vertreibungen und für gerechte Landverteilung
Seit vielen Jahren kämpfen Kleinbauern und indigene Gemeinschaften in Paraguay gegen Vertreibungen und für gerechte Landverteilung

Asunción. Die portugiesische Unternehmensgruppe Espirito Santo kauft laut Medienberichten eine über 130.000 Hektar große Länderei in Paraguay. Zwei indigene Gemeinschaften bewohnen Teile des Gebiets und erhoben bisher erfolglos Anspruch auf die Abschnitte des Gebiets, mit dem sie sich verbunden fühlen.

Das Angebot kann schon aufgrund seiner Fläche und des Preises von 500 Millionen Dollar nicht als unwichtig gelten. Der Verkauf von derartig großen Ländereien bringt zwar Unmut in der Bevölkerung und in diesem Fall auch der internationalen Presse mit sich, ist jedoch kein unbekanntes Phänomen: Paraguay ist ein Land, das im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sehr viel Fläche zur Verfügung hat. Auf über 40 Millionen Hektar Land leben nur sieben Millionen Menschen. In Deutschland sind es hingegen auf einer kleineren Fläche mehr als zehn Mal so viele Bewohner.

Große Teile des Landes sind in Händen von aus- und inländischen Großgrundbesitzern, die teils an fragwürdigen Geschäften beteiligt sind. Die Direktoren der Gruppe Espirito Santo wurden bereits in mindestens drei Ländern wegen Geldwäsche und anderer irregulärer Handlungen angeklagt. Das aktuelle Verkaufsangebot erfolgte durch die Paraguay Agricultural Corporation (PAYCO), ein mit Espirito Santo eng verknüpftes Unternehmen. Das Kaufgebot stammt von einem paraguayischen Unternehmer namens José Antonio Benítez, der schon seit Jahren in Verbindung mit den Eigentümern steht und seit über zehn Jahren verschiedene Geschäfte mit ihnen abschließt. Benítez selbst hat mehrere Gerichtsprozesse in Brasilien und den USA hinter sich.

Wie kritisch die Verteilung von Landbesitz in Paraguay ist, stellte bereits die Nichtregierungsorganisation Oxfam in ihrem Lagebericht von 2016 "Die Grundbesitzer in Paraguay" fest.

Der Bericht betonte nicht nur, dass die Ländereien im internationalen Vergleich am schlechtesten und ungerechtesten in der Bevölkerung verteilt sind, sondern dass der Bodenbesitz sich auf "wenige Familien, wenige Eigentümer" aufteilt, "unter denen viele Ausländer sind, die nicht einmal im Land leben" und die "ein exklusives Monopol auf den Zugang zu den Grundstücken und deren Nutzung" haben. Laut Oxfam ist dies "das Ergebnis eines historischen Prozesses der Enteignung und systematischen Vertreibung der bäuerlichen und indigenen Bevölkerung".

Wer genau die Eigentümer dieser Ländereien sind, lässt sich kaum herausfinden. Ein öffentliches Register existiert nicht und die Besitzurkunden werden in Paraguay "fast wie ein Staatsgeheimnis behandelt", ist im Oxfam-Report zu lesen.

Bekannt wurde zum Beispiel, dass ein weiteres fast 600.000 Hektar großes Gebiet schon vor Jahren von dem koreanischen Unternehmer und religiösen Führer Sung Myung Moon aufgekauft wurde.

Den wenigen Großgrundbesitzern stehen etwa 300.000 landlose Bauern gegenüber, die seit Jahrzehnten um landwirtschaftlich nutzbare Landflächen kämpfen, um sich und ihre Familien zu ernähren und ein Einkommen zu erwirtschaften.