Kolumbien: Humanitäre Krise in Arauca, Gemeinden organisieren Selbstschutz

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Duque schickt mehr Soldaten nach Arauca statt humanitärer Hilfe
Duque schickt mehr Soldaten nach Arauca statt humanitärer Hilfe

Tame et al. Mehrere Gemeinden im kolumbianischen Departamento Arauca sind seit dem 2. Januar Schauplatz schwerer Zusammenstöße zwischen ELN- und Farc-Dissidenten (amerika21 berichtete). Während die Regierung von Präsident Iván Duque auf einer verstärkten Militärpräsenz in der Region besteht, haben Gemeinden und soziale Organisationen ihre Selbstschutzmaßnahmen verstärkt.

Die Provinz Arauca liegt im Osten des Landes, an der Grenze zu Venezuela. In dieser Region gibt es verschiedene Bergbau- und Energieprojekte, aber auch starke organisatorische Prozesse in den Gemeinden, die historisch für die Verteidigung des araukanischen Territoriums gekämpft haben.

Seit Anfang des Monats haben sich die Zusammenstöße zwischen der Guerilla Nationale Befreiungsarmee (ELN) und Farc-Dissidenten in den Gemeinden Tame, Arauquita, Fortul und Saravena verschärft. Die anhaltenden Kämpfe haben direkte Auswirkungen auf das Wohlergehen der Zivilbevölkerung.

Laut der Ombudsstelle wurden bisher 24 Tote registriert, außerdem gibt es eine unbestimmte Anzahl von Festnahmen und Vertreibungen. Nach Angaben des Bürgerbeauftragten der Gemeinde Tame, Juan Carlos Villate, wollen allein in dieser Gemeinde mehr als 2.000 Menschen das Gebiet verlassen, um sich zu schützen.

Seit der Eskalation der Kämpfe warnen die in der Region vertretenen sozialen Organisationen vor dem Ernst der Lage und fordern die verschiedenen staatlichen Stellen auf, den betroffenen Gemeinden humanitäre Hilfe zukommen zu lassen. In einem von der Menschenrechtsstiftung Joel Sierra veröffentlichten Kommuniqué wird außerdem die Notwendigkeit betont, kommunitäre Maßnahmen zur Organisation und zum Selbstschutz zu ergreifen, um die humanitäre Krise zu bewältigen.

Die nationale Regierung ordnete jedoch die Entsendung von 625 Soldaten in die Gemeinden an. Die zwei Bataillone trafen am 5. Januar ein. Nach Angaben der Armee steigt die Gesamtzahl der Militärs im Departamento Arauca damit auf 6.800.

"Wir lehnen die Entscheidungen der Zentralregierung, militärische Maßnahmen zu ergreifen, entschieden ab", erklärte der Nationale Bauernverband José Antonio Galán Zorro (Asonalca) in einem Kommuniqué. Der Verband weist zudem darauf hin, dass sich die Militarisierung auf jene Gebiete konzentriert, in denen autonome Projekte der Territorien Kleinbäuerlicher Nahrungsmittelproduktion (Territorios Campesinos Agroalimentarios) aufgebaut wurden.

Laut Sonia López, Vertreterin der Stiftung Joel Sierra, "wird die Situation vom Staat genutzt, um den hohen Grad der Militarisierung und damit die Aggression gegen die Gemeinden und ihre Projekte zu rechtfertigen. Es ist auch ein Weg, um weiter das Terrain für Einmischungs- und Interventionspläne gegen Venezuela zu bereiten, dafür ist dieses Gebiet geostrategisch wichtig".

Die Gemeinschaften in der Region lehnen die Präsenz des Staates mittels Militarisierung seit Jahren ab, da sie vermehrt Menschenrechtsverletzungen zur Folge hat. Arauca ist "eines der am stärksten militarisierten Departamentos des Landes, mit einem Verhältnis von etwa einem Soldaten auf 29 Einwohner", heißt es im Bericht über die Situation der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts in Arauca, der Ende 2021 von der Stiftung Joel Sierra vorgelegt wurde.

Angesichts dieser Situation richteten die Gemeinden und die verschiedenen Organisationen der Region einen Aufruf an die Bauern, die Interethnische, Kleinbäuerliche und populare Wache (Guardia Interétnica, Campesina y Popular) und an die Gemeinschaft insgesamt, Mechanismen zur Selbstversorgung und zum Selbstschutz zu aktivieren, die sie im Laufe der Jahre in dem Gebiet aufgebaut haben.

"Wir haben die Situation deutlich gemacht und die Gemeinde- und Provinzbehörden, die humanitären Organismen und die internationale Gemeinschaft aufgefordert, die von den Gemeinden vorgeschlagenen Initiativen zum Schutz des Lebens und zur Sicherstellung des Verbleibs in dem Gebiet zu begleiten", sagte López.