Nicaragua / Wirtschaft

Starkes Wirtschafts- und Exportwachstum in Nicaragua

nicaragua_ministro_de_hacienda_y_credito_publico_acosta.jpg

Nicaraguas Finanzminister Acosta bei der Pressekonferenz am 7. Januar
Nicaraguas Finanzminister Acosta bei der Pressekonferenz am 7. Januar

Managua. Der Finanzminister Nicaraguas, Iván Acosta, hat über die Entwicklung der Exporte berichtet. Insgesamt konnte das Land demnach Waren im Wert von etwa 6,5 Milliarden US-Dollar exportieren. Mehr als 3,5 Milliarden entfielen dabei auf traditionelle Exporte, 60 Prozent davon auf den Agrarsektor. Die bisherigen Informationen deuten laut Acosta darauf hin, dass für 2021 mit einem Wirtschaftswachstum zwischen 9 und 9,5 Prozent gerechnet werden kann.

Nach Angaben des Ministers brachte der Kaffeeverkauf mehr als 480 Millionen Dollar ein, die 45.000 Kaffeebauern zugute kommen. Fast eine Milliarde Dollar wurden von 154.000 Rinderzüchtern mit dem Export von Vieh erwirtschaftet. Aber auch der Export von 45.000 Tonnen Meeresfrüchten habe zu dem starken Wachstum beigetragen. Auf Grund des gestiegenen Exportvolumens rechnet Acosta im Vergleich zu 2020 mit mehr als 700 Millionen Dollar höheren Einnahmen des Landes.

Auch die Ausfuhr von anderen traditionellen Produkten hat stark zugenommen. Der Geschäftsführer der Fischereikammer, Armando Segura, erklärte, dass der Sektor die Covid-19-Krise überwunden habe. Für Meeresfrüchte seien die USA, europäische Länder, Taiwan, Mexiko und die mittelamerikanische Region die Hauptabsatzmärkte. Die Produktion von Lederschuhen stieg laut dem Kammerpräsidenten Alejandro Delgado um etwa 20 Prozent auf 16 Millionen Paar Schuhe.

Die nichttraditionellen Exporte aus der Fertigung in den industriellen Freihandelszonen des Landes stiegen laut Acosta gegenüber 2021 ebenfalls. Mit einem Exportwert von etwa drei Milliarden Dollar lagen sie etwa 700 Millionen höher als im Vorjahr.

Das Währungssystem des Landes hält Acosta für sehr stark, die Bruttowährungsreserven würden mehr als vier Milliarden Dollar betragen ‒ eine Zahl, die das Land noch nie erreicht habe.

Schon im Dezember hatte der Finanzminister über eine expandierende Wirtschaft, Rekordzahlen bei den Exporten und die Erwartung eines erheblichen Wachstums berichtet. Die aktuell schwächeren Bereiche der Wirtschaft ‒ Handel, Bau, Tourismus und Gastgewerbe ‒ sollen reaktiviert werden.

In der Tourismusbranche, die eine wichtige Grundlage für die im informellen Sektor Beschäftigten darstellt, waren 2020 die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 176,2 Millionen Dollar gesunken. Für 2021 wird mit einer nur leichten Erholung gerechnet. Für die kommenden Jahre hofft Nicaraguas Tourismusministerin Anasha Campbell vor allem auf Besucher aus befreundeten Ländern. Das Land hatte sich deshalb unter anderem bei der Internationalen Tourismusmesse FitVen 2021 in Venezuela präsentiert.

Allerdings kommt die wirtschaftliche Erholung nicht vollständig bei den Menschen an. Die Inflation stieg laut dem Nationalen Institut zur Information über die Entwicklung (INIDE) 2021 auf 7,21 Prozent, 2020 hatte sie noch bei 2,93 Prozent gelegen. Die Ausgaben für Produktionsmittel in der Landwirtschaft waren im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Laut einem Bericht des oppositionellen Online-Mediums La Prensa lagen die Ausgaben der Erzeuger zwischen Januar und Oktober 2021 um 25 Prozent über den Ausgaben des Vorjahres. Begründet werden diese Preissteigerungen vor allem mit einer gestiegenen internationalen Nachfrage, höheren Energie- und Transportkosten.

Für Unsicherheit bei der Bevölkerung sorgen vor allem die von den USA und der Europäischen Union angedrohten Sanktionen auf Grund der von ihnen als nicht legitim bezeichneten Wahlen im November 2021 (amerika21 berichtete). In welcher Form sich diese Sanktionen auf die Exporte und wirtschaftliche Entwicklung des Landes auswirken werden, ist aktuell noch nicht absehbar.