Forum in Costa Rica prangert systematische und strukturelle Gewalt gegen Indigene an

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"Gegen die Straflosigkeit und das Vergessen: Gerechtigkeit für Sergio und Jerhy"
"Gegen die Straflosigkeit und das Vergessen: Gerechtigkeit für Sergio und Jerhy"

San José. Anlässlich des Besuchs des Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen für die Rechte indigener Völker, Francisco Cali Tzay, in Costa Rica haben mehrere Organisationen ein Forum veranstaltet, bei dem sie auf die ernste Lage der indigenen Völker in dem Land aufmerksam machten.

In einem Kommuniqué prangerten Vertreter der indigenen Völker an, dass mindestens 14 Anführer im vergangenen Jahr mit dem Tod bedroht wurden und bei den Morden an Sergio Rojas und Jerhy Rivera nach wie vor absolute Straflosigkeit herrscht. Die beiden indigenen Aktivisten wurden im März 2019 und Februar 2020 inmitten der eskalierenden Gewalt gegen die Völker der Brörán und Bribri getötet, die sich für die Rückgewinnung ihrer angestammten Gebiete einsetzen.

Laut den Daten der Umweltorganisation Bloque Verde hat es in den letzten 30 Jahren mindestens 25 Attentate auf Land- und Umweltschützer gegeben, bei denen 13 Menschen getötet wurden.

Der Bericht der "Coordinadora de Lucha Sur Sur" (CLSS) weist darauf hin, dass der Hauptakteur bei den Angriffen gegen die Menschenrechte der Indigenen die Sicherheitskräfte sind: Sie handelten einseitig zugunsten von Personen, "die sich unrechtmäßig unsere angestammten Gebiete aneignen", heißt es darin.

Diese Situation verstoße nicht nur gegen das ILO-Übereinkommen 169 und das Indigenengesetz, welche die Unveräußerlichkeit dieser Gebiete und das absolute Recht der indigenen Völker auf sie festschreiben, sondern trage auch zur andauernden Gewalt und zur Verfestigung der Straflosigkeit bei.

"Die Regierung von [Carlos] Alvarado führt das koloniale, kapitalistische und patriarchale Erbe der früheren Regierungen weiter. Sie kommt nicht nur nicht voran bei der Enteignung von Ländereien, die von nichtindigenen Personen usurpiert werden, sondern sie erkennt auch an, dass die Umsetzung des Planes zur Wiedergewinnung indigener Gebiete (RTI) längst überfällig ist", erklärten die Organisatoren des Forums.

Zudem gab es in den Jahren 2020 und 2021 vier Gerichtsurteile, die die Vertreibung indigener Familien von zurückeroberten Ländereien anordneten.

All dies verstärke die Verwundbarkeit der indigenen Völker Costa Ricas und setze ihre Mitglieder der unkontrollierten Gewalt von Eindringlingen und Usurpatoren aus.

Mariana Porras, Mitglied der Federación Ecologista, äußerte dazu: "Die Rechte der Indigenen werden überhaupt nicht anerkannt. Sie sind weiterhin Landraub, Angriffen und Aggressionen ausgesetzt und das Justizsystem weist Klagen systematisch ab. Es gibt starken Druck von Unternehmern und dem Großkapital, um die Ausbeutung der Gebiete mit extraktivistischen und agroindustriellen Aktivitäten fortzusetzen. Es ist klar, dass es keinerlei Interesse an einer Lösung dieser Situation gibt."

Die in der CLSS zusammengeschlossenen Organisationen prangerten auch die Existenz rassistischer Organisationen an, die indigene Gemeinschaften angreifen, wie es im Februar und März 2020 geschehen ist.

"Die Gewalt macht uns Sorgen, aber sie hält uns nicht auf. Wir werden nicht aufhören, unsere Territorien und Völker zu verteidigen“, so die CLSS abschließend.