Haiti / Politik

Steht Tod von Haitis Ex-Präsident im Zusammenhang mit Drogenhandel?

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Noch immer wird nach Gründen für die Ermordung des Präsidenten Jovenel Moïse gesucht
Noch immer wird nach Gründen für die Ermordung des Präsidenten Jovenel Moïse gesucht

Port-au-Prince. Der ermordete Ex-Präsident von Haiti, Jovenel Moïse, hat laut der US-amerikanischen Tageszeitung New York Times (NYT) eine Liste von in Drogengeschäfte verwickelten Politikern und Geschäftsleuten erstellt, die US-Beamten übergeben werden sollten. Nach dieser Liste hätten die Eindringlinge laut Präsidentenwitwe Martine Moïse und drei mit dem Fall vertrauten hohen haitianische Beamten in der Mordnacht gesucht, heißt es in dem Artikel vom 12. Dezember.

Die NYT deutet in die Richtung von Moïses Amtsvorgänger Michel Martelly und dem Geschäftsmann Charles Saint-Rémy als einflussreiche Personen dahinter: Der Mord wäre eine mögliche Rache für den "Verrat" an den Familien Martelly und Saint-Rémy. Jedoch stelle die Liste nach Einschätzung der US-Drogenfahndung (Drug Enforcement Administration, DEA) auch eine Bedrohung für viele Persönlichkeiten aus der Wirtschaft dar, darunter solche mit Beziehungen in das kriminelle Milieu.

Martelly und Saint-Rémy hatten dem Bericht zufolge großen Einfluss auf den Alltag und die Entscheidungen Moïses. Dieser soll dazu gedient haben, ihre Bestrafung wegen Korruption, Veruntreuung sowie Drogen- und Waffenhandels zu verhindern. Bisweilen sei die Beeinflussung so weit gegangen, dass Moïses Sicherheitschef, Dimitri Hérard, den Präsidenten ausspionierte.

Außerdem sollen die beiden Politiker Entscheidungen für Moïse darüber getroffen haben, wer Kabinettsmitglied wird und welches Unternehmen öffentliche Ausschreibungen und Geschäftslizenzen erhält. Die Liste, die Moïse und ihm nahestehende Personen in Arbeit gehabt hätten, habe das Ziel gehabt, sich von diesem Einfluss zu befreien.

Jedoch werden im Bericht auch Verbindungen gezogen zwischen dem ermordeten Ex-Präsidenten und Fällen von Drogenhandel und Korruption. Diese kamen laut NYT über Beziehungen zu Größen der haitianischen Wirtschaft und Politik zustande, die im Drogenhandel tätig gewesen sind. Legale Geschäfte, wie der Aalhandel, hätten dazu gedient, Geldwäsche zu betreiben. Weiterhin gibt es den ungelösten Fall einer verschwundenen Person aus der Wirtschaft, die in Verbindung zu Moïse gestanden habe.

Die New York Times hat bei ihrer Recherche eigenen Angaben zufolge 70 mit Moïse bekannte Personen aus verschiedenen Regionen des Karibikstaates befragt.

Jovenel Moïse wurde im Juli in seiner Residenz in der Hauptstadt Port-au-Prince von einer Gruppe Personen ermordet. 40 Stunden nach der Ermordung haben Sicherheitskräfte 17 Tatverdächtige in einer großangelegten Operation festgenommen. Die Polizei geht von einer Gruppe von insgesamt 28 Tätern aus, die ihr Opfer vor der Tötung gefoltert haben sollen. 15 der Festgenommenen erwiesen sich als Ex-Militärs aus Kolumbien, wie die kolumbianische Regierung inzwischen bestätigte. Zwei weitere Festgenommene sollen US-Amerikaner haitianischer Herkunft sein. Die Ermittlungen stehen inzwischen laut US-Beamten still.