Nach LKW-Unglück: Mexiko fordert von USA Wandel in der Migrationspolitik

Bei dem schweren Unfall kamen 55 Migrant:innen ums Leben. Menschenrechtsorganisationen kritisieren inhumanen Umgang mit Geflüchteten

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Trauer und Solidarität in Mexiko nach dem tragischen Tod der Migrant:innen, hier bekundet von Las Abejas
Trauer und Solidarität in Mexiko nach dem tragischen Tod der Migrant:innen, hier bekundet von Las Abejas

Mexiko-Stadt. Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador hat seinen Amtskollegen Joe Biden aufgefordert, die Migrationspolitik der USA zu ändern. Anlass war ein schwerer Unfall im Süden des mexikanischen Bundesstaates Chiapas. Ein LKW, der auf seiner Ladefläche überwiegend aus Zentralamerika stammende Migrant:innen transportierte, war gegen einen Brückenpfeiler gekracht. 55 Personen starben, Hunderte wurden verletzt.

López Obrador bekundete den Angehörigen der Opfer sein Beileid und erklärte, das Problem der Migration könne nicht mit Zwangsmaßnahmen gelöst werden: "Es müssen Möglichkeiten für Arbeit und Wohlstand geschaffen werden. Die Menschen verlassen ihre Heimat nicht zum Vergnügen, sondern aus der Not heraus", sagte der mexikanische Präsident in seiner täglichen Pressekonferenz.

Die US-amerikanische Botschaft schrieb in einem ersten Tweet nach dem Unfall: "Der tragische Verlust von Menschenleben zerstört Familien und verdeutlicht auf traurige Weise, warum wir darauf drängen, dass niemand sein Leben durch irreguläre Migration riskiert."

Menschenrechtsorganisationen, die seit Jahren Migrant:innen im Süden Mexikos begleiten, berichteten allerdings von tiefgreifenderen Problemen. So deuteten Medienberichte darauf hin, dass der Fahrer und mutmaßliche Schleuser zu schnell fuhr und nach dem Unfall die Flucht ergriff. "Die Anonymität und die Zustände, in denen Menschen sich gezwungen sehen zu reisen, sind tödlich und eine Folge der gescheiterten Migrationspolitik", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die Militarisierung der Grenzen und der fehlende Zugang zu Asyl zwinge die Menschen dazu, auf ihrem Weg durch Mexiko immer gefährlichere Wege in Kauf zu nehmen.

Die Organisationen beklagten, dass die Auslagerung der Grenzschutzmaßnahmen der USA an die südliche Grenze Mexikos immer härter geworden sei. Erst vor wenigen Tagen hatten die USA nach einem Gerichtsurteil das umstrittene Programm "Quédate en México" (Bleib’ in Mexiko) wiederaufgenommen. Danach müssen Personen, die in den USA Asyl beantragen, den Ausgang ihres Verfahrens in Mexiko abwarten. Südlich der Grenze sind Migrant:innen aber immer wieder schweren Menschenrechtsverletzungen durch Sicherheitskräfte und Mitglieder von Drogenkartellen ausgesetzt.

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Unter dem Hashtag #NiUnaPersonaMigranteMenos ruft die Menschenrechtsorganisation Fray Matias zu einem humaneren Umgang mit den Migrant:innen auf
Unter dem Hashtag #NiUnaPersonaMigranteMenos ruft die Menschenrechtsorganisation Fray Matias zu einem humaneren Umgang mit den Migrant:innen auf

Der UN-Sondergesandte für Migration, Felipe González, erklärte: "Die schreckliche Tragödie in Mexiko zwingt uns dazu, migrationspolitische Maßnahmen zu überdenken, die das Risiko für Migranten erheblich erhöhen."

In ihrer Erklärung forderten die Menschenrechtsorganisationen eine Übernahme aller Kosten für die ärztliche Versorgung der Verletzen sowie die Rückführung und Beerdigung der Opfer durch den mexikanischen Staat. Außerdem müsse eine umfassende Untersuchung des Unfalls gewährleistet und den Familien der Opfer eine Aufenthaltserlaubnis erteilt werden.

Die geforderten Maßnahmen sollten durch Organe wie die Nationale Menschenrechtskommission, die Staatsanwaltschaft für Kinderschutz und das Außenministerium überwacht werden.