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Venezuela erhält erste Charge von Covax-Dosen und bereitet sich auf Präsenzunterricht vor

Präsident Maduro kündigte an, dass die Schulen im Oktober wieder geöffnet werden und Kinder in die Covid-19-Impfkampagne einbezogen werden

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Impfung älterer Menschen in der Hafenstadt La Guaira am 11. September. Venezuela bekommt durch Covax nun auf mehr Vakzine
Impfung älterer Menschen in der Hafenstadt La Guaira am 11. September. Venezuela bekommt durch Covax nun auf mehr Vakzine

Caracas. Venezuela hat nach monatelangen Verzögerungen die erste Lieferung von Covid-19-Impfstoffdosen im Rahmen des Covax-Programms erhalten.

Covax steht für "Covid-19 Vaccines Global Access" und ist eine Initiative im Rahmen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die benachteiligte Länder beim Zugang zu Impfstoffen unterstützen soll.

Die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (Organización Panamericana de la Salud, OPS) teilte mit, "dass das südamerikanische Land 693.000 Dosen des von der chinesischen Firma Sinovac Biotech hergestellten Impfstoffs Covid-19 erhalten hat". Die Lieferung fand am 7. September auf dem internationalen Flughafen Simón Bolívar im Bundesstaat La Guaira statt und wurde von den venezolanischen Gesundheitsbehörden begrüßt.

Außerdem stellte die OPS klar, dass es sich um die erste von mehreren Lieferungen von insgesamt 12.068.000 Dosen handelt, die Caracas im April über den Covax-Mechanismus von Sinovac und Sinopharm aus China erworben hat. Weiter heißt es, dass die venezolanischen Gelder "auch zur Aufrechterhaltung der Kühlkette und zur Sicherstellung der korrekten Lagerung der Impfstoffe" sowie "zur Beschaffung von Spritzen und anderen Hilfsgütern" verwendet werden.

Die Termine für die nächsten Lieferungen sind noch nicht bekannt sind. Der Direktor für Gesundheitsnotfälle der OPS, Ciro Ugarte, versicherte jedoch, "dass die Organisation Venezuela beim Zugang zu Impfstoffen Vorrang einräumen wird".

Venezuelas Vizepräsidentin Delcy Rodríguez dankte dem Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom, für seine Hilfe bei der Beseitigung von "Hindernissen", die die Ankunft der lang erwarteten Covax-Dosen verzögerten.

Im April schloss Caracas seine Zahlung von 120 Millionen US-Dollar an den Covax-Mechanismus über ein Konto der Schweizer UBS-Bank ab. Die Bank blockierte jedoch unter dem Druck der Finanzsanktionen Washingtons gegen das karibische Land die letzten vier Transaktionen. Anfang Juli wurden die Überweisungen schließlich freigegeben, und Beamte der OPS versprachen, zwischen August und September Impfstoffe zu schicken.

Die einseitigen Zwangsmaßnahmen der USA haben die Reaktionsfähigkeit Venezuelas auf den Covid-19-Notstand stark behindert. Seit 2017 hat Washington Finanzsanktionen gegen die Zentralbank und staatliche Einrichtungen verhängt und damit das Land faktisch vom internationalen Bankensystem abgeschnitten. Venezolanische Behörden sind mit blockierten Transaktionen und mit eingefrorenen oder beschlagnahmten staatlichen Vermögenswerten und Konten im Ausland konfrontiert.

Als Folge davon hat Caracas mit großen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Lebensmitteln, medizinischer Ausrüstung, Covid-19-Impfstoffen, Kraftstoff und Ersatzteilen für die Instandhaltung der öffentlichen Infrastruktur zu kämpfen.

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Ankunft der ersten Covax-Lieferung am 7. September auf dem Internationalen Flughafen Maiquetía “Simón Bolívar”
Ankunft der ersten Covax-Lieferung am 7. September auf dem Internationalen Flughafen Maiquetía “Simón Bolívar”

Trotz der Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Corona-Vakzinen begann das Land im Februar seine Impfkampagne mit Sputnik V aus Russland und Sinopharm aus China, später kam Abdala aus Kuba dazu. In dieser Woche traf eine weitere Lieferung aus Russland ein, um die Menschen zu versorgen, die auf ihre zweite Impfung warten.

Nach Angaben der OPS haben fast sechs Millionen Venezolaner ihre erste Impfung erhalten und 3,3 Millionen sind bisher vollständig geimpft (etwa zehn Prozent der Bevölkerung). Es wird erwartet, dass die Zahlen steigen werden, da die zwölf Millionen Covax-Dosen rund 20 Prozent der Bevölkerung abdecken.

Nachdem Covax endlich mit der Lieferung der Impfdosen begonnen hat, haben die venezolanischen Behörden eine neue Phase ihres Impfprogramms in Gang besetzt, um eine 70-prozentige Immunisierung (etwa 22 Millionen Menschen) bis Ende des Jahres zu erreichen. Präsident Nicolás Maduro kündigte an, dass Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 18 Jahren ihre Impfungen im Oktober erhalten sollen, bevor im selben Monat der Präsenzunterricht wieder aufgenommen würde. Er erklärte, dass die Schulen nach dem 7x7-Schließungsschema des Landes arbeiten würden, wobei sich Wochen mit Präsenz- und Online-Unterricht abwechseln würden.

Die venezolanische Regierung hat frühere Bemühungen um die Rückkehr zum Präsenzunterricht abgebrochen, nachdem neue Fälle von Covid-19 aufgetreten waren.

Aktuell steht Venezuela bei den Covid-19-Infektionen immer noch weit besser da als seine Nachbarländer, trotz der jüngsten Anstiege und der Delta-Variante. Mit Stand vom 8. September verzeichnete das Land nach offiziellen Angaben 11.878 Infektionen und 4.150 Todesfälle.