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Honduras: Rückkehr zum Schulunterricht inmitten der Pandemie

Lehrkräfte lehnen teilweisen Präsenzunterricht ab, da Hygienestandards nicht erfüllt sind. Zugleich fehlen Voraussetzungen für virtuellen Modus

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76 Prozent der Kinder in Honduras erhalten keine hochwertige Schulbildung
76 Prozent der Kinder in Honduras erhalten keine hochwertige Schulbildung

Tegucigalpa/Ocotepeque. Trotz hoher Zahlen von Neuinfizierten mit dem Sars-Cov-2 Virus hat das honduranische Bildungsministerium nach mehr als 17 Monaten pandemiebedingter Schulschließung, die Öffnung von 141 Schulen für rund 18.000 Schüler:innen in 51 Landkreisen mit niedrigen Inzidenzwerten angekündigt. Das neue Unterrichtsmodell bedeutet, dass die Schüler:innen zwei bis drei Tage in der Schule sind und die restlichen Wochentage virtuell am Unterricht teilnehmen können.

Bildungsminister Arnaldo Bueso erklärt, dass alles für die teilweise Schulöffnung vorbereitet sei. Die Lehrer:innen in den entsprechenden Schulen seien zweifach geimpft. Dies sei ein freiwilliges Angebot an die Eltern, die besonders in ländlichen Regionen leben und keine Möglichkeit haben, ihre Kinder im virtuellen Modus unterrichten zu lassen.

Das Nationale System für Risikomanagement berichtet am Donnerstag, dass bisher 8.998 Infizierte an Covid-19 verstarben, es wurden 990 Neuinfizierte gemeldet, wobei die Gesamtzahl der seit März 2020 nachgewiesen Infektionen bei 342.508 liegt. In ihrem täglichen Bericht teilte die Behörde mit, dass 24 neue Todesfälle bestätigt wurden. Das öffentliche Gesundheitssystem des Landes ist schlecht ausgestattet und von Missmanagement und Korruption gebeutelt.

Die Vereinigung der Pädagog:innen kritisiert indes, dass es keine Hygienestandards in den Schulen der Dörfer und Landkreise gibt. Landesweit seien die Schulen in einem schlechten Zustand, es fehle an Wasser, Strom, teilweise seien die Dächer und Inneneinrichtungen kaputt. Im Jahr 2020 wurde ein Kredit von 80 Millionen US-Dollar von der Zentralamerikanischen Bank zur Wirtschaftsintegration für den Bau und die Reparatur von Schulen sowie zur Fortbildung der Lehrer:innen bereitgestellt.

Laut jüngstem Bericht der Kinderrechtsorganisation Casa Alianza sind von den circa 60.000 landesweit unterrichtenden Lehrer:innen gerade mal 2.000 mit beiden Anti-Corona-Impfdosen geimpft.

Nach Aussagen der Nichtregierungsorganisation Vereinigung für eine gerechte Gesellschaft gab es vor der Pandemie fast eine Million Kinder, die nicht am Bildungssystem teilnahmen. Die Situation hat sich während der Pandemie durch die Aussetzung des Präsenzunterrichts verschärft, wodurch 1,2 Millionen Schüler:innen vom Bildungssystem ausgeschlossen seien. Ihre Befragungen ergaben, dass nicht alle Kinder eines Haushaltes eingeschrieben sind, 73 Prozent der befragten Eltern haben kein Geld, um Internet zu bezahlen und 46 Prozent fehlen die entsprechenden Endgeräte.

Kevin Amed Perdomo, Lehrer aus dem ländlich geprägten Ocotepeque im Westen des Landes äußerte gegenüber amerika21: "Wir haben nicht die Voraussetzung für solch ein Unterrichtsmodell, es gibt kein Internet oder technische Ausstattung. Bisher haben wir Kopien und Internet von unserem Geld bezahlt. Wir benutzen eigene Tablets, um digital zu unterrichten. Dazu hat das Ministerium uns nicht im digitalen Unterrichten fortgebildet. Der Großteil der Lehrerschaft ist älter als 40 Jahre und hat gerade mal ein Basiswissen im Umgang mit Computern. Viele Eltern müssen arbeiten und überlassen ihre Kinder mit den vielen Hausaufgaben sich selbst." Auf die Lehrer:innen werde nun Druck ausgeübt, um in den Schulen diese Präsenz zu garantieren, obwohl es mit Blick auf die Pandemie keine Mittel gibt, um die Hygienestandards einzuhalten, so Perdomo weiter.

Aus diesem Grund sprach sich am 25. August Fidel García, Präsident des Gremiums der Sekundarschullehrer:innen (COPEMH), öffentlich gegen den teilweisen Präsenzunterricht in den staatlichen Schulen aus.