China und Argentinien: Unklarheit über Abkommen zur Schweinefleischproduktion

Errichtung von Fabriken in der Provinz Chaco bereits im Gang. Landesweite Proteste. Kritik an Informationspolitik der Regierung

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Die Proteste in Argentinien gegen die Massenproduktion von Schweinefleisch nehmen zu
Die Proteste in Argentinien gegen die Massenproduktion von Schweinefleisch nehmen zu

Buenos Aires/Resistencia. Widersprüchliche Informationen um ein Abkommen zur Errichtung von Schweinefleischfabriken für den chinesischen Markt sorgen in Argentinien weiterhin für Spannungen. Vergangenen Mittwoch kam es landesweit zu Protesten. In der Hauptstadt forderten Gegner:innen vor der chinesischen Botschaft den Stopp des Abkommens. Für Mitte September haben Umweltschutzorganisationen zudem eine öffentliche Anhörung angekündigt. Angesichts des Informationsdefizits seitens der Regierung soll auf diesem Weg die Öffentlichkeit informiert werden.

Auslöser der Proteste war ein Mitte Juli erschienener Bericht in der Tageszeitung El Cronista. Dort hieß es zunächst, ein entsprechendes Memorandum zwischen Argentinien und China wäre bereits vereinbart. Mit chinesischer Finanzierung sollen dementsprechend landesweit 25 Fabriken zur Produktion von 900.000 Tonnen Schweinefleisch für den Markt der Volksrepublik errichtet werden. Diese Nachricht wurde seitens des argentinischen Außenministeriums umgehend dementiert. El Cronista änderte daraufhin seine Meldung dahingehend, dass das Abkommen erst im September unterschriftsreif sein solle.

Bereits im Juli des Vorjahres hatte die argentinische Regierung in einer Pressemitteilung des Außenministeriums über das geplante Abkommen informiert (amerika21 berichtete). Darin war noch von der Produktion von neun Millionen Tonnen Schweinefleisch jährlich die Rede, was später auf 900.000 korrigiert wurde.

Die Journalistin und Nahrungsexpertin Soledad Barruti äußert sich dementsprechend kritisch zur Informationspolitik der Regierung: "Zuerst haben sie gesagt, das Abkommen würde im November unterschrieben. Danach preschte (der Gouverneur der Provinz Chaco Jorge) Capitanich mit der Nachricht vor, der erste Schritt, nämlich die Errichtung von Farmen im Chaco, wäre bereits erfolgt. Als Forderungen nach Zugang zu Informationen laut wurden, sandte das Außenministerium einen Tweet aus, in dem es hieß, dieses Abkommen gebe es gar nicht. Die Situation ist so absurd, dass man nicht weiß, woran man sich halten soll."

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Im Chaco soll es bereits zu Treffen mit chinesischen Staatsfunktionären gekommen sein. Zudem ist eine massive Abholzung im Gange. Débora Páez von der Organisation "Wir sind Monte Chaco" sagt: "Hier ist schon alles unterzeichnet. Capitanich hat das öffentlich bestätigt. Aber sie wollen uns keine Informationen geben. Unsere Anwältin hat auf juristischem Weg angefragt, aber es gibt kaum Antworten. Wir wissen zum Beispiel nicht, an welchen Orten die Fabriken entstehen sollen, oder ob es Umweltprüfungen gibt."

Umweltschützer:innen weisen nachdrücklich auf die Gefahren derart riesiger Schweinefleischfabriken hin: Der hohe Wasserverbrauch, die Zerstörung von Wäldern aufgrund des enormen Bedarfs an Futtermitteln, der damit verbundene Einsatz von Pestiziden, die Entvölkerung der ländlichen Gebiete und nicht zuletzt die Gefahr der Entstehung von Epidemieherden.

Flavia Broffini von der Organisation XR Argentina sagt dazu: "Das ist eine Brutstätte für Pandemien. Diese Art der Produktion fördert die Entstehung antimikrobieller Resistenzen." Außerdem benötige jede einzelne Fleischfabrik 17.000 Hektar Anbaufläche für Mais und Gensoja, und eineinhalb Millionen Liter Wasser täglich, um die Tiere zu ernähren.

Soledad Barruti ergänzt: "Ganze Landstriche werden unbewohnbar. Territorien und Ortschaften werden geopfert, und klarerweise ist davon hauptsächlich die arme ländliche und indigene Bevölkerung betroffen. Das alles für ein Geschäft, von dem unklar ist, wie und ob das Land davon profitiert."