Amerikaweite Solidarität für Haiti

Nach dem Erdbeben mehr als 12.200 Verletzte und über 53.000 zerstörte Häuser. Viele Länder des amerikanischen Kontinents entsenden Hilfe. Die Situation vor Ort ist noch immer angespannt

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Venezuela hat seit dem Erdbeben am 14. August insgesamt 62 Tonnen Hilfsgüter nach Haiti gebracht
Venezuela hat seit dem Erdbeben am 14. August insgesamt 62 Tonnen Hilfsgüter nach Haiti gebracht

Marceline. Gut zwei Wochen nach dem Erdbeben der Stärke 7,2 in Haiti treffen immer mehr Hilfen aus der Region ein. Die haitianische Zivilschutzbehörde meldet bisher 2.207 Tote und 344 Vermisste. Mehr als 12.200 Menschen wurden verletzt und mehr als 53.000 Häuser zerstört.

Auf Haitis Hilferufe reagierten viele Länder Süd-, Mittel- und Nordamerikas. Brasilien, Mexiko, Argentinien, Venezuela und Kolumbien entsandten Flugzeuge nach Haiti, um die Grundversorgung aufrecht zu erhalten. Das US-Militär transportierte mehr als 200 verletzte Personen in Krankenhäuser, ebenso wurde ein provisorisches Feldkrankenhaus errichtet.

Schon unmittelbar nach der Katastrophe haben 253 kubanische Ärzte einer Medizinbrigade, die sich bereits zuvor im Land befand, an den Rettungsarbeiten teilgenommen und helfen seitdem bei der medizinischen Versorgung der Opfer.

Mehr als sieben Tonnen Material und Nahrungsmittel und 3,5 Tonnen Medikamente schickte Brasilien nach Haiti. Präsident Jair Bolsonaro verkündete: "Es ist ein kleines Kontingent, aber es hat eine große Mission und einen großen symbolischen Wert".

Auch der Verteidigungsminister Argentiniens, Jorge Taiana, sieht in der Hilfe einen wichtigen, symbolischen Akt: "Wir wollen Argentinien als das Land zeigen, was es auch wirklich ist. Ein Land der Solidarität, des Friedens, das einer lateinamerikanischen Nation und Schwester in einem sehr schwierigen Moment ihrer Geschichte hilft." Argentinien entsendet 24 Freiwillige, darunter auch medizinisches Personal, sowie unter anderen Wasserreinigungstabletten für circa 8.000.000 Liter Wasser, Decken und medizinisches Zubehör und Notfallmaterial für die Einrichtung einer Gesundheitsstation. Auch drei Suchhunde wurden nach Haiti geflogen.

Mehrere Tonnen Lebensmittel, Medizin und Baustoffe schickten Kolumbien und Mexiko. So half Kolumbien mit insgesamt 8,2 Tonnen und Mexiko mit 20 Tonnen, darunter auch Schaufeln, Matratzen und Sets für die persönliche Hygiene.

Venezuela schickte bereits einen Tag nach dem Erdbeben 30 Tonnen Medikamente, Lebensmittel und Trinkwasser. Am 24. August folgte eine weitere Lieferung von 32 Tonnen humanitärer Hilfsgüter.

Viele der Länder kündigten schon jetzt an, auch weiterhin Hilfe bereitstellen zu wollen.

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Die US-Hilfsorganisation Habitat Haiti verteilt Hygiene-Kits
Die US-Hilfsorganisation Habitat Haiti verteilt Hygiene-Kits

Doch die Situation vor Ort bleibt angespannt: Noch immer suchen Helfer:innen nach Überlebenden. Die Hoffnungen, noch Menschen lebend zu finden, sinken täglich. Zuletzt machte ein über Haiti ziehender Sturm den Menschen vor Ort die Suche nach Vermissten zusätzlich schwer.

Nadesha Mijoba von der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation "Haitianische Gesundheitsstiftung" (Haitian Health Foundation) erklärt: "Wir bereiten uns auf eine Katastrophe im Bereich der öffentlichen Gesundheit vor" und ergänzt, sie hoffe, dass es zu keinem Cholera-Ausbruch komme.

Noch immer ist die Bevölkerung verunsichert und schläft aus Angst vor Nachbeben trotz Regen unter freiem Himmel. Neben den 53.000 zerstörten Häusern wurden weitere 77.000 zum teil stark beschädigt. "Ich habe keinen Job, ich habe kein Wasser, ich habe keine Nahrung. Mein Haus wurde zerstört, es ist nichts mehr da", berichtet eine Betroffene.

Es war nicht die erste Naturkatastrophe, die das Land traf. Haiti hatte in den vergangenen Jahren immer wieder mit Erbeben oder Stürmen zu kämpfen. So zum Beispiel das Erdbeben von 2010, bei dem mehr als 200.000 Menschen getötet wurden und von dem sich das Land noch immer erholt. Die politische Situation im Land spitzte sich zuletzt nach der Ermordung des Präsidenten Jovenel Moise ebenfalls weiter zu (amerika21 berichtete).