Lehrkräfte in Ecuador im Hungerstreik

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Lehrer:innen streiken in Pichincha für die Implementierung des Gesetzes LOEI
Lehrer:innen streiken in Pichincha für die Implementierung des Gesetzes LOEI

Quito. 80 Lehrer:innen öffentlicher Schulen sind seit mittlerweile 24 Tagen in verschiedenen Städten Ecuadors im Hungerstreik. Im Namen der linken Bildungsgewerkschaft Unión Nacional de Educadores (UNE) fordern sie die Umsetzung des sogenannten Organischen Gesetzes der Interkulturellen Bildung (LOEI), das derzeit vom Verfassungsgericht und der Regierung blockiert wird. Der indigene Dachverband Conaie sowie verschiedene studentische Organisationen unterstützen den Protest.

Mitte Juli initiierten Lehrer:innen aus den Städten Quito, Guayaquil, Portoviejo und Cuenca den Hungerstreik, begleitet von Eltern und Schüler:innen. Im Verlauf schlossen sich ihnen Unterstützer:innen aus Latacunga, Ibarra und Santo Domingo an. Andere mussten den Streik angesichts der gesundheitlichen Risiken abbrechen.

Die UNE ist Mitglied der Bildungsinternationalen und steht der marxistischen Partei "Movimiento Popular Demócratica" nahe. Diese ist in Ecuador in einer Vielzahl von Parlamenten auf verschiedenen Ebenen vertreten.

Das Gesetz LOEI, im März während der letzten Legislaturperiode (2017–2021) von der Nationalversammlung verabschiedet, soll das öffentliche Bildungssystem verbessern und interkultureller gestalten. Außerdem würden Lehrer:innen öffentlicher Schulen ein Mindestgehalt von 1.000 US-Dollar erhalten und im Rahmen der Pandemie entlassene Lehrkräfte wiedereingestellt werden. Problematiken wie sexueller Missbrauch, Gewalt und Mobbing werden thematisiert. Jedoch sperrte sich die Regierung des neugewählten Präsidenten Guillermo Lasso gegen das Gesetz.

In Santo Domingo kampieren sieben streikende Lehrer:innen seit nunmehr 16 Tagen in einem Zelt am Rathaus der Stadt. Unter ihnen ist Wálter Padilla, der mithilfe eines Laptops weiterhin seine virtuellen Unterrichtsstunden hält. Er wolle Kritiker:innen keinen Grund geben, ihn später bei der nächsten Gelegenheit zu entlassen, so Padilla.

Vergangenes Wochenende kamen Repräsentant:innen der UNE sowie Vertreter:innen der Regierung und der Ombudsstelle (Defensoría del Pueblo) zusammen, um über eine Einigung zu verhandeln. Erste Ergebnisse sind eine Umstrukturierung der öffentlichen Schulen, Gewaltprävention sowie Interkulturalität. Gleichzeitig fanden in verschiedenen Städten Kundgebungen und Demonstrationen in Solidarität mit der UNE statt.

Der Gewerkschaft zufolge endet der Hungerstreik aber erst, wenn Präsident Lasso zusammen mit dem Verfassungsgericht das Gesetz umesetzt: "Die Bildungsgemeinschaft verteidigt das Gesetz. Das Leben und die Gesundheit unser streikenden Compañeros ist in den Händen von neun Richter:innen des Verfassungsgerichts."