Argentinien: Verbot der Lachszucht auf Feuerland setzt Umweltschutz-Maßstäbe

lachszucht.jpg

Industrielle Lachszucht benötigt große Mengen an Chemikalien und Antibiotika
Industrielle Lachszucht benötigt große Mengen an Chemikalien und Antibiotika

Buenos Aires. Als weltweit erstes Land hat Argentinien die industrielle Lachszucht verboten. Das südamerikanische Land möchte damit Umweltauswirkungen wie in Chile verhindern. Ein Gesetz des Provinzparlaments auf Feuerland hat den Ausschlag gegeben. Der Beagle-Kanal, der an der Südspitze Südamerikas den Atlantik mit dem Pazifik verbindet, bietet als einziges Gewässer Argentiniens gute Bedingungen für die Lachszucht. Das feuerländische Gesetz kommt somit einem nationalen Verbot gleich.

Der Gesetzesentwurf war von dem Abgeordneten Pablo Villegas (Movimiento Popular Fueguino) eingebracht und von Umweltorganisationen unterstützt worden. Seit 2018 setzen sich Umweltschützer:innen, aber auch der Gastronomie- und Tourismussektor gegen die industrielle Lachszucht ein. Damals hatte Argentinien ein Abkommen mit Norwegen zur Einrichtung von Lachszuchtanlagen im Beagle-Kanal unterschrieben. Im Nachbarland Chile wurden im Jahr 2019 nach öffentlichem Druck und Protesten der indigenen Gemeinschaft Yagán die Lachszuchtkäfige in Puerto Williams auf der chilenischen Seite des Beagle-Kanals wieder abgebaut.

"Wenn die Industrie einmal aufgebaut ist, ist es schwierig, sie wieder zu bekämpfen, auch wenn es zu illegalen Aktivitäten und Umweltkatastrophen kommt", sagte Estefanía González von der Umweltorganisation Greenpeace gegenüber der Tageszeitung Página 12. Sie hofft darauf, dass das feuerländische Gesetz richtungsweisend für das Nachbarland Chile sein könnte. Es gäbe, so González, auch dort keine nachhaltige Lachsindustrie: "Lachse sind in den argentinischen und chilenischen Gewässer eine exotische Spezies [...], die Menge an Chemikalien und Antibiotika, die es für die Produktion braucht, macht eine wirtschaftliche Aktivität ohne Umwelteinfluss praktisch unmöglich.“

Der argentinische Umweltminister Juan Cabandié schrieb über die Nachrichtenplattform Twitter, er sei "voller Stolz", da Feuerland mit der Entscheidung, die Lachszucht zu verbieten, eine "weltweite Führungsposition" einnehme. Statt auf die Lachszucht setze die Provinz auf die Zucht von einheimischen Tieren wie Muscheln, Spinnenkrabben sowie den Tourismus, sagte der Industriesekretär Feuerlands, Juan Ignacio García. 

Kritische Stimmen zum neuen Gesetz kommen vor allem aus der Wirtschaft. Unternehmen hatten auf Einkünfte in Milliardenhöhe gehofft. Daniel Schteingart, Soziologe und Direktor des Zentrums für Studien zur Produktion im Ministerium für Produktive Entwicklung, sagte: "Ich glaube nicht, dass es gut ist, das Verbot einer produktiven Aktivität zu feiern. Ich finde es gut, über Regeln, Höchstwerte, Zoneneinteilungen, Pilotprojekte und Produktionsweisen zu diskutieren. Die Armut ist in den letzten drei Jahren gestiegen, die Wirtschaft geschrumpft, und es kostet uns sehr viel Kraft, neue wirtschaftliche Vorhaben zu entwickeln."

Argentinien habe in den letzten zwölf Monaten Lachs für mehr als 45 Millionen US-Dollar importiert. Schteingart zitiert eine Studie des Zentrums für Wissenschaft, Technologie und Innovation, wonach die Lachszucht dem Land im ersten Jahrzehnt jährlich Divisen zwischen acht und zehn Milliarden US-Dollar bringen könnte.