Brasilien / Politik

Brasilien: Indigene im Land haben neues gemeinsames Sprachrohr

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Sitzungen des Indigenen-Parlaments in Brasilien auch virtuell
Sitzungen des Indigenen-Parlaments in Brasilien auch virtuell

Brasilia. Es hat das Potential, über eine Million Indigene in Brasilien zu repräsentieren – das gerade geschaffene Indigenen-Parlament "ParlaÍndio" oder "Parlamento Indígena do Brasil". Für 305 Völker mit 180 Sprachen möchte die neue Initiative das Sprachrohr sein. Aufgeteilt in sieben regionale Gruppen, möchte es die Interessen der Ureinwohner aus allen Landesteilen spiegeln.

Damit stemmen sich Brasiliens Ureinwohner gegen die systematische Aushöhlung des Schutzes ihrer Territorien, den der parteilose brasilianische Präsident Jair Bolsonaro vorantreibt.

Neue Gesetzgebungen unter seiner Regierung öffnen die indigenen Schutzzonen für Bergbaugesellschaften, dem Agrobusiness und für den Bau von Wasserkraftwerken. Der Präsident der Indianerschutzbehörde (Funai), Marcelo Xavier, hat sich dabei als willfähriger Erfüllungsgehilfe der Bolsonaro-Regierung erwiesen. In seiner ersten Sitzung hat das ParlaÍndio die Entlassung von Xavier gefordert. Davor hatte bereits die Indigenen-Organisation "Levante pela Terra" die Absetzung des Funai-Präsidenten gefordert. Im Juni war eine friedliche Demonstration der Ureinwohner vor dem Funai-Hauptsitz in Brasilia mit Tränengas und Gummigeschossen brutal aufgelöst worden.

ParlaÍndio, das sind 20 indigene Führer aus ganz Brasilien, die sich monatlich zu virtuellen Sitzungen treffen. Koordinator und Kopf ist Almir Suruí vom Volk der Paiter Suruí aus dem Bundesstaat Rondônia. Als Ehrenpräsident fungiert Häuptling Raoni Metuktire, der 2016 die Idee zur Gründung dieser Initiative hatte. Zu den Gründerinnen und Gründern gehört auch Davi Kopenawa Yanomami, Sprecher der brasilianischen Yanomami. Almir Suruí erklärt: "Unser Ziel ist, die Kräfte und die indigenen Organisationen zu bündeln, um unsere Territorien erfolgreich verteidigen zu können. Für mich ist das ganz klar."

Die französische Botschaft in Brasilia und die Stiftung Darcy Ribeiro unterstützen das neue Sprachrohr der brasilianischen Indigenen, denn das brasilianische Parlament wird beherrscht von der einflussreichen Agrarfraktion (bancada ruralista) mit 241 Mitgliedern.