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Kuba startet erste Versuche mit E-Traktoren

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E-Traktor Farmtrac 25G
E-Traktor Farmtrac 25G

Havanna. Kuba hat mit der Erprobung von elektrischen Traktoren in der Landwirtschaft begonnen. Wie das Agrarministerium in einer Pressemitteilung bekannt gab, waren Anfang Juni erste Fahrzeuge des polnischen Herstellers "Farmtrac" eingetroffen, die ausschließlich mit Solarenergie aufgeladen werden sollen. Die Modernisierung des Maschinenparks ist Teil eines Reformpakets, mit dem die sozialistische Insel die Lebensmittelproduktion ankurbeln will.

Das auf Kuba getestete Modell 25G wird in Indien produziert und leistet 25 PS bei einer Arbeitszeit von acht Stunden, die Aufladung erfolgt über eine gewöhnliche Haushaltssteckdose. Laut Hersteller handelt es sich um den ersten in der EU erhältlichen E-Traktor. In Deutschland liegt der Listenpreis des Kleinschleppers bei rund 21.000 Euro. Der Versuch ist in Zusammenarbeit mit Spanien und Indien entstanden und wird vom kubanischen Institut für Agraringenieurswesen (IAGRIC) ausgewertet. Das Ministerium verspricht sich eine neue Möglichkeit, "die Landwirtschaft jenseits der derzeitigen hohen Abhängigkeit von fossilen Kraftstoffen zu entwickeln". Wie es in der Mitteilung heißt, ist das Projekt Teil des neuen Reformpakets der Regierung.

Seit April werden auf Kuba 63 Maßnahmen umgesetzt, mit denen der aktuellen Versorgungskrise entgegengewirkt werden soll. Während das Gros der Reformen erst noch in Gesetze gefasst werden muss, wurde als Teil eines "Sofortpakets" die lange Zeit verbotene private Schlachtung von Rindvieh inzwischen unter Auflagen erlaubt. In Havanna werden seit Juni die Strukturen des staatlichen Abnehmers "Acopio" neu aufgestellt, was unter anderem die Zahlungsschwierigkeiten der Firma lindern soll. Nachdem bereits vergangenen Herbst die Möglichkeit geschaffen wurde, Agrarprodukte über Staatsfirmen zu exportieren, können Bauern seit kurzem auch Ausrüstung und Maschinen gegen Devisen einführen.

Erste Kooperativen und Kleinbauern haben bis dato rund ein Dutzend Traktoren auf eigene Rechnung importiert. Bislang stehen leistungsstärkere konventionelle Modelle des belarussischen Herstellers MTS für Preise zwischen 14.000 bis 22.000 Euro zur Auswahl, die über die staatliche Agrarhandelskette GELMA verkauft werden. Ob und wann nach Ende der Tests auch E-Traktoren in das Sortiment aufgenommen werden, ist derzeit noch nicht absehbar.