Politischer Gefangener in Honduras frei, Wasserschützer von Guapinol weiter in Haft

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Die ehemaligen politischen Gefangenen (v.l.n.r.) Raúl Alvarez, Rommel Herrera und Edwin Espinal nach der Freilassung Herreras am 5. Juni
Die ehemaligen politischen Gefangenen (v.l.n.r.) Raúl Alvarez, Rommel Herrera und Edwin Espinal nach der Freilassung Herreras am 5. Juni

Tegucigalpa. Rommel Baldemar Herrera Portillo, ein junger Lehrer aus der honduranischen Hauptstadt, ist diese Woche aus der Haft im psychiatrischen Krankenhaus "Mario Mendoza" entlassen worden.

Herrera hatte am 31. Mai 2019 an Protesten gegen geplante Privatisierungen im Bildungs- und Gesundheitswesen teilgenommen. Er war unweit der US-Botschaft festgenommen worden, vor deren Tür einige Reifen brannten. Entgegen einer richterlichen Anordnung wurde er am 1.Juni 2019 ins berüchtigte Hochsicherheitsgefängnis "La Tolva" gebracht. Menschenrechtsorganisationen bezeichnen das Haftregime dort als menschenunwürdig und grausam bis hin zur Folter.

Honduranische Medien stellten Rommel Herrera als hochgefährlichen Brandstifter dar, der die US-Botschaft in Brand setzen wollte und berichteten von Schadenersatzforderungen der USA über umgerechnet mehr als 1,5 Millionen Euro.

Zwei weitere politische Gefangene, Edwin Espinal und Raúl Alvarez, wurden im August 2019 nach Hungerstreik und großem internationalen Druck aus dem Hochsicherheitsgefängnis "La Tolva" entlassen. Rommel Herrera musste dort bleiben und brach zwei Monate später zusammen. Er wurde mit der Diagnose "schwere Angststörung, Depression und Suizidgefahr" in die Psychiatrie gebracht und dort festgehalten.

Herrera wurde schließlich wegen "Beihilfe zu schwerer Brandstiftung" zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Alle Anträge auf vorzeitige Entlassung wurden abgelehnt. Erst jetzt, nachdem er die Hälfte der Strafe verbüßt hat, wurde er freigelassen. Er betonte gegenüber der Menschenrechtsorganisation Cofadeh, dass ihm Schlimmes zugefügt worden sei, er sich aber weiter für soziale Gerechtigkeit einsetzen werde und rief die Bevölkerung auf, das Gleiche zu tun.

Acht weitere politische Gefangene, international bekannt als "Wasserverteidiger von Guapinol", sind indes weiter in Untersuchungshaft, obwohl die Arbeitsgruppe der UNO gegen willkürliche Inhaftierungen ihre sofortige Freilassung gefordert hatte (amerika21 berichtete). Die Frist für ihre U-Haft läuft Ende August 2021 ab, könnte aber auf Antrag der Staatsanwaltschaft bis Februar 2022 verlängert werden.

Ende Mai berichteten Angehörige gegenüber amerika21, dass sowohl sie selbst, als auch die acht Gefangenen von mutmaßlichen Unterhändlern der Unternehmen Los Pinares und Ecotek unter Druck gesetzt worden seien: Wenn sie ihren Widerstand gegen zwei Eisenerzminen in einem Naturschutzgebiet und eine Aufbereitungsanlage im Ort Guapinol aufgäben und neue Anwält:innen akzeptierten, werde man dafür sorgen, dass sie freikämen. Gefangene wie auch Angehörige hätten dies abgelehnt.